Dienstag, 5. Juli 2011

Ankunft

Der Moment, auf den wir seit fast einem Monat hin gefiebert haben, ist da: Über Rovinj reisst der Himmel auf, ein blaues Loch und Sonnenschein weist uns den Weg, ist ein gutes Omen für unsere Ankunft. Da wir nur noch zu Zweit an Bord sind, ist es ohnehin etwas stiller geworden, aber heute schwankt die Stimmung zwischen Sprachlosigkeit und dann wieder Euphorie. Wir haben ohne Verletzungen knapp 2000 Seemeilen hinter uns gebracht,  im Schnitt mit 3 Personen an Bord rund 3000 Euro für die Überführung verbraucht (exclusive Reparaturen/Ersatzteilen) - was soll die Statistik.... lenkt ab von dem, was in uns vorgeht, was ich aber nicht beschreiben kann. Seit 2 Monaten auf See war dies die Langfahrt-"Wassertaufe" und auf die Frage, ob es jetzt nicht langsam zu viel Zeit auf dem Schiff war, antworten wir beide trocken "Nein". Das Motoren war zu viel, und mit der Erkenntnis muss ich leben, dass es mir dabei auf Dauer schlecht wird. Mein Magen will segeln..... Dann ist auch Schlaflosigkeit, Wachdienst etc. kein Problem. Ich muss aber auch zugeben, dass ich überrascht war, wie oft wir gezwungen waren, zu motoren. Es gab weniger Segelwind, als ich erwartet hatte und als die Pilot Books und Charts aus jahrzehntelangen Beobachtungen für den Juni vorhergesagt hatten. Auch das Wetter kam einige Male ganz anders, als von den Spezialisten vorher gesagt. So auch heute, wo wir extra trotz grauem Himmel und starkem Regen losgefahren sind, um den Wind mitzunehmen. Es gibt keinen Wind ringsherum....  
Was mir jedoch am meisten zu Schaffen gemacht hat ist das Fehlen meiner Familie. Ich war darauf vorbereitet, aber wie es sich wirklich anfühlt, wenn man so lange auf See ist, konnte ich nicht ahnen. Keine Nachrichten hören, von der Welt weit weg da an Land nichts mitzubekommen, war kein Problem, eher eine Befreiung. Aber ein paar Tage nicht wissen, was zu Hause passiert, das fiel mir schwerer, als ich glauben wollte. Fazit: ich freu mich auf einen erneuten Törn in gut 2 Wochen mit der ganzen Familie, und ich habe noch einige Aufgaben zu Hause, die mir sehr wichtig sind, mit denen ich noch noch nicht fertig bin. Darüber hinaus hat unsere jüngste Tochter z.B.  gerade ihre ersten Taucherfahrungen mit Flasche etc. gemacht und schrieb mir ganz begeistert davon. Wassersport ist bei allen drei Kids im Blut. Meiner mittleren Tochter "musste" ich versprechen, eines Tages noch mal ihre Lieblingsbuchten in Neuseeland vom Segelschiff aus zu erkunden. Ich bin so gespannt, was dieses neue Leben noch mit sich bringt. Nun komme ich aber erst mal in der 2. , nein 3. Heimat Rovinj wieder an , statt in die Zukunft zu schweifen und freue mich so sehr auf die erste Heimat, wenn ich am Donnerstag nach Hause fliege und alle wieder in den Arm nehmen kann.
Verzeiht mir das Durcheinander vom letzen Tag auf See an Bord der AQUA, Ihr habt sicher Verständnis dafür. Die nächsten Wochen komme ich sicher nicht mehr so oft zum Schreiben. Das Schiff muss nun klar gemacht werden für Charter, offiziell importiert werden und nach Kroatien eingeflaggt werden. Zur Zeit fahren wir noch "privat" unter deutscher Flagge. Ja und zu Hause gibt es dann auch eine Menge aufzuholen. 
So, nun sehe ich am Horizont die Kirche von Rovinj, seit jeher ein Wahrzeichen für die Seefahrer und Fischer. Heute bewegt es mich besonders, die heilige Eufemija oben auf der Kirchturmspitze zu begrüssen, die sich immer dem Wind zuwendet und genau in die Richtung schaut, aus der wir kommen. Mein Vater nannte sie ja gern Euphoria, heute trifft das zu! Und in Rovinj sagen die Einheimischen wenn Eufemija zum Meer schaut, wird das Wetter gut, wenn sie zum Land schaut, wird es schlecht. So einfach ist das - und es stimmt.  Jetzt ist strahlend blauer Himmel.
weitere Bilder von Rovinj auf unserer website hier 
http://katamaran-charter.info/rovinj_marina/index.html

um 12 Uhr mittags passieren wir SUSAK

So sieht`s aus......  Anfahrt auf Susak
Das neue Bojenfeld südwestlich von Susak ist installiert und wird der Menge der Yachten dort gut angenommen. Kann aber auch sein, dass gerade einige dort Schutz suchen wegen des schlechten Wetters. Es liegt aber recht weit weg von der Stadt, also ein gutes Dingi muss sein.

Nur schön und einfach wäre ja langweilig...

Da haben wir uns so schön ausgemalt, heute mit Rauschefahrt von der Insel Ilovik bis Rovinj durchzuSEGELN, ordentlicher Wind von achtern, entlang der 5-8 m/s Linie Richtung nordwest, aber da haben wir zu sehr die Beaufort-Zeichen in den Augen gehabt.

Mit dem guten Wind kommt leider eine ganze Menge Regen daher, der uns schon mal die halbe Nacht geraubt hat. Nicht nur Blitz und Donner, sondern ein Prasseln auf das Deck, wie ich es nicht beschreiben kann, sondern vielleicht einfach mal die Regenkarte dazu zeige. Rot sind richtig starke Wolkenbrüche über Istrien gut erkennbar. Da müssen wir hin ....

Zu allem Überfluss ist das Internet extrem langsam hier via USB-Stick. Also, mit der Regenkarte etc. wird wohl nichts, der untere Teil wird nicht mehr geladen... Naja, man vergisst immer, dass es hier auf einer abgelgenen, autofreien Insel nicht selbstverständlich ist. Ein neuer Gastronom hat das erkannt und in der Nähe der Mole ein hübsches Restaurant aus einer alten Öl-Mühle gezaubert, in der die Gäste kostenlosen Internetzugang über seine Satellitenanbindung nutzen dürfen. Der Laden ist immer voll. Man muss nur Ideen haben..
So, wir segeln nun los, kommen wohl über den Kvarner rüber bis Istrien (Banjole-Bucht)