Mittwoch, 5. September 2012

Abwarten in Siracusa

Skipper mit Gummibaum am bekannten Aquarium

Das Kastell von Siracusa. Links in der Bucht haben wir die 1. Nacht geankert, als das Donnerwetter losging

Der Domplatz, rechts der Dom, der einfach um die griechischen Säulen herum gebaut wurde

Ankunft in Siracusa

Da war nicht mehr viel zu sehen in dem Regen und Sturm



Nach dem Gewitter, zum Glück bei uns keine Totalschäden der Elektronik

Der arabische Einfluss ist überall sichtbar

Das sieht nicht gut aus, was sich da schon wieder zusammenbraut am Liegeplatz

aber im Hafen fühlt man sich doch etwas sicherer... und schön ist der Anblick der Altstadt
Langsam verstehen wir die Situation, in der wir uns gerade befinden. Es ist nicht allein der Frust, dass wir keine Buchten mehr haben, in denen wir ankern und vom Schiff aus baden können, denn die gibt es auf der so exponierten Insel Sizilien kaum welche, sondern nur ziemlich gewöhnungsbedürftige Fischerhäfen und 3 einfache Marinas, sondern es ist wirklich die momentane Wetterlage. Ein paar erfahrene Weltumsegler warten auch seit Tagen auf stabileres Wetter und so kommt man ins Gespräch. Was sich hier abspielt, ist selbst für alte Hasen seit 15 Jahren auf dem Schiff lebend, nicht normal. Der Sommer ist vorbei und der Wechsel zum Herbst vollzieht sich ziemlich abrupt. Wir hatten ein Gewitter mit "Thunderstorm", das nicht nur in den Restaurants die Tische und Stühle weggefegt und der Regen die Gulliedeckel aus den Löchern hob, sondern auch drei Schiffe erwischte, bei einem dtsch. die gesamte Elektronik Totalschaden. Ich will damit nur sagen, dass auch andere zu kämpfen haben. Angeblich wurde von den Herrschern in vergangenen Zeiten jeder Kapitän sofort geköpft, der in dieser Region im September unterwegs erwischt wurde und in dieser Jahreszeit das Schiff seiner Hoheit riskierte. Ok, das ist nicht gerade aufmunternd. Was wir hier erleben macht uns demütig und vorsichtig. Ein sehr nettes Ehepaar aus Seattle, seit Jahren unterwegs in "THE MED", versicherte uns, dass sie nirgendwo so unkomfortable Wellen und unberechenbaren Wind erlebten, wie immer hier zwischen Sommer und Herbstsaison. Sie unterbrechen jetzt wie auch manch anderer hier die Segelei, legen das Schiff nach Ragusa, ein preiswerter Tipp unter Seglern zum Überwintern. Aber es gibt auch Segler, die weitermachen, wenn sich in ca. 4-5 Tagen das ganze beruhigt hat und der Mist über Korsika sich nicht weiter zum Tropen-Cyklone ausdehnt, was aber wohl nicht der Fall ist. Es soll tatsächlich ruhiger werden, und darauf warten wir nun auch, selbst wenn dann nur noch Motoren und kein Wind zu erwarten ist. Da müssen wir durch und wir haben beschlossen, die Zähne zusammen zu beißen und auch mal einpaar Tage Marina zu bezahlen. Und wir machen uns so gut es geht keinen Termin-Druck mehr. Es geht einfach nicht und es kann nicht sein, dass wir immer noch seit 2 Monaten unterwegs das Gefühl haben, keine Zeit zu haben. Wir genießen das JETZT, schauen uns die faszinierende Stadt Syrakus an, die in ihren Ursprüngen auf ein paar hundert Jahre vor Christi Geburt zurück geht zu den alten Griechen. Vieles ist auch griechisch ausgeschildert, Straßennamen etc. Es gibt einen alten Apollo Tempel und der Dom ist sozusagen um griechische Säulen herum gebaut worden. Sie stehen noch als heidnische Zeugnisse und man kann den ganzen Wandel gut sehen. Wir waren zwei mal auf dem täglichen Markt, der so richtig süditalienisch temperamentvoll, so wie herzlich, fröhlich Appetit macht. Einfach zwei Scheiben Tunfisch in die Pfanne, so etwas habe ich noch nie gegessen. Also wir machen nicht nur das Beste draus, sondern genießen das Treiben hier in den Gassen, die jede eine Filmkulisse sein könnte. Es braucht immer ein paar Tage, anzukommen, und dann, wenn man gerade Wurzeln schlägt, muss man den richtigen Zeitpunkt erwischen, wieder aufzubrechen. Wir empfinden die Abhängigkeit vom Wetter als extrem und es ist schwer, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn jeder Segler hier seine Tipps und Quellen hat. Aber wir stoßen uns jetzt die Greenhorns ab und entweder schaffen wir die Bewährung, oder nicht. Vielleicht auch mit Hilfe von Crew-Erweiterung (danke Thomas für Dein Angebot!) Nur müssen wir aufpassen, dass uns dadurch nicht neuer Termindruck (Flüge etc.) entsteht. Heute morgen hatten wir fest beschlossen aufzubrechen, ein kleines Wetterfenster zu nutzen mit 3-5 Bft. Wind auf nur 30 SM bis Marzamemi an der Südspitze, hatten den Wecker auf 6 Uhr gestellt, es war windstill. Und gerade beim Leinen lösen kam er wieder der Sound heulender Wanten. Wir sind doch geblieben - und alle anderen auch, egal ob Millionen-Yachten oder kleine 30-Fuss Schiffchen.