Samstag, 20. Dezember 2014

(F)rohe Botschaft


Weihnachtsbaum aus Hummerkäfigen und Bojen. Beste Wünsche von www.capebreton.vacations (dürfen gern geteilt werden)
Weihnachten ist die Zeit, wo sich Menschen Besinnlichkeit, Frieden mit sich und der Welt wünschen.
Zu keiner Zeit aber klafft Wunsch und Wirklichkeit so weit auseinander wie jetzt, wo alle irgendwie im Jahres-Endgeschäft stecken, zwei Drittel des Jahresumsatzes generiert wird und jeder weiß, dass es zu viel ist, Schenken Stress bereitet, mit Besinnung auf das Wesentliche, oder gar mit der Geburt christlicher Vorstellungen und Werte nur noch wenig zu tun hat. Ich stelle mir jedes Jahr die gleiche Sinnfrage. Wenn man Kinder hat, fragt man da nicht lange. Natürlich muss ein Baum her usw.  Aber jetzt ist es anders geworden. Schöner. Entspannter. Die Kids hängen nicht nur an den Traditionen, sie kümmern sich selber drum, organisieren Baum, Schmücken, zusammen kochen etc. Mitten auf dem Atlantik hatte uns diese Stimmung mal sehr gefehlt und ich freue mich jetzt an Land, zu Hause im Stall wo wir alle auf unserer Oase angefangen hatten, ganz bewusst darüber. Man kann manches erst verstehen, wenn man man „mal neben sich tritt“, aus einem anderen Blickwinkel oder einer andern Erfahrung heraus betrachtet. Es ist eine unbeschreiblich große Freude, gesunde Eltern und Kinder zu haben, und Zeit miteinander zu haben, mit zu teilen, zu sehen, wie Licht von der Brut ausstrahlt in die Welt, andere ansteckt, anzündet, entzündet. Dazu beigetragen zu haben gibt dir ein tiefes Gefühl von Frieden. ALLES ist gut, hat eine Richtung, von den Großeltern über die Eltern zu den Kindern, und weiter. Gerade in einer Welt, wo das Verfallsdatum von Werten und Produkten immer schneller erreicht wird, ich mich nach einem halben Jahr auf See dich schon kaum noch zurecht finde in der Welt neuer Autos, Betriebssysteme und sonstiger Errungenschaften. Da ist es wohltuend, dass etwas wie Freundschaft Familie und Beziehung als Voraussetzung dafür doch einen nachhaltigen Wert hat, erneuerbare Energie ist. Mein Baum hat nach zehn-tausenden Seemeilen ein anderes Gesicht bekommen, nicht mehr ein Licht-Schein aus roten Christbaumkugeln. Mein Baum besteht aus Lobstet-Traps, worin die Fischer die Hummer fangen. Die Kugeln sind bunte Bojen, Fahrwassertonnen, was halt so an Land gespült wird in unserer zweiten Heimat. Von jedem Strand-Spaziergang bringt man etwas mit, was das Meer dahin zurück gebracht hat, wo es herkommt. Die Bojen haben eigentlich da draußen nichts zu suchen, nur all zu leicht verfängt man sich mit der Schiffs-Schraube darin. Aber die nicht wiederverwertbaren geben doch einen schönen Baumschmuck, oder? Ok, ist nicht so romantisch, aber authentisch. Und sie leuchten auch auf dem Weg. Drinnen ziehe ich diese Tage aber Kerzen und Kaminfeuer vor und auch die Fischer haben noch ein paar Wochen Pause, bis die Käfige wieder gebraucht werden.
Zum Fest noch eine witzige Idee: Carol of the Bells, Marimba Weihnachts-Song auf Bootspropellern

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Was ist passiert mit den Menschen

Die gestrandete Vestas
Selbst nach einigen Wochen Gewöhnung an das quirlige geschäftige Leben an Land finde ich es widerlich das Aufplustern und dauernde (Be)Werten der Menschen untereinander in allen möglichen Bereichen.

Jetzt ist mir bei einem Beitrag von Weltumsegler Bobby Schenk der Kragen geplatzt. Ich verstehe ja, wenn der Mann, der seines Zeichens Richter war und seine Schiffe zig mal um die Erde gelenkt hat, inzwischen zur Ruhe gesetzt vom sicheren Zuhause sein Urteil über den aktuellen Unfall im Volvo Ocean Race abgibt. Schenk lebt schließlich noch von seiner Publicity - und die hat er mit solche bösen Worten. Aber wie er hier auf einer renommierten website unter yacht.de darüber urteilt, ist abartig, brutal, kein gutes Vorbild.
Es muss alles immer spektakulärer werden, die Ziele immer abgelegener, die Berichte auch der Langfahrtsegler immer exhibitionistischer, zumindest spektakulärer, damit sie sich absetzen vom Heer der Aussteiger, die inzwischen unterwegs sind und etwas tun, das früher in Bobby Schenks jüngeren Jahren noch etwas Besonderes war. Jeder Segler, der über den Atlantik fährt, hat sich gründlich informiert , damals wie heute, und wenn etwas passiert wie jetzt auf der Vestas, wo es um Hochgeschwindigkeit, eine ganz andere Liga geht, dann zeigen alle mit dem Finger drauf - nach dem Motto, das wäre mir nicht passiert. Jeder Skipper hat schon erlebt, dass sich Seekarten ganz erheblich von der Wahrheit unterscheiden - und doch navigieren wir überwiegend damit. Das Problem dieses Unfalls ist der Hang zum Spektakulären, zum Vergleichen, wer war ein paar Minuten oder Sekunden schneller um die Welt. Abartig. Und dann müssen Rettungsdienst u.U. ihr Leben riskieren, um diese Rekordsegler ab zu bergen.  Es muss anscheinend immer weiter wachsen, dieser Wahnsinn um Rekorde. Wie die Geld-Wirtschaft. Beim menschlichen Körper nennt man das Krebs, wenn etwas immer weiter wächst und unaufhaltsam größer wird.
Ich bin immer mehr dabei, mich aus diesem so gearteten öffentlichen Leben zurück zu ziehen. In einsame Buchten zu verziehen, vielleicht mit ein paar wenigen Menschen ausser uns beiden an Bord. Oder in der Zeit danach zurück gezogen in die Wälder. Es ging mir gut, solange ich keine Nachrichten auf dem Schiff hörte. Nur Infos, die man sich im direkten Umfeld mitteilte - von Mensch zu Mensch - nicht von Medien zu Medien. Mir fehlt das ganz aktuell auch hier in diesen Medien, den so genannt Blogs. Es ist ein anonymes, schnelles, oberflächliches Überfliegen, Pseudo-Teilhaben an anderen Leben. Und am liebsten am Unglück der Anderen. Die Statistiken von Google zeigen es eindeutig. Und die Klicks auf die Werbebotschaften die daneben gezeigt werden, bringen das Geld. Monetarisieren nennt Youtube und Google dies. Wie oft bin ich gefragt worden, ob ich daran verdienen möchte. Nein, will ich nicht.
Wer hat noch Zeit, eine ausführliche Recherche zu lesen, oder gar Zeit für ein Gespräch. Besser gleich (Ab-)urteilen, in die eigenen Schubladen verstauen. Nicht lange nachdenken.

Donnerstag, 13. November 2014

80.000 Blog Aufrufe...

... sind eigentlich ein Grund, mal wieder einen Eintrag zu machen. Zur Zeit auf "Heimaturlaub" komme ich aber nicht dazu. Es gilt mal erst die Familienangehörigen und nächsten Freunde zu besuchen. Und einen Berg Arbeit zu erledigen, den Kulturschock zu verarbeiten, aber davon schreibe ich jetzt nicht.
Es geht uns gut, wir hatten nur noch eine Menge vor der Abreise zu erledigen und das Gleiche bei der Ankunft auf dem anderen Kontinent.

Freitag, 17. Oktober 2014

Landnomaden und neues Groß-Segel

Die vergangenen Wochen waren wir als Landnomaden unterwegs. Es war wieder eine Zeit des permanenten Herumreisens, Gegenden besuchen, für die wir vom Schiff aus keine Zeit hatten oder die mit dem Schiff unerreichbar sind wie z.B. Cape Split in der Bay of Fundy, wo der höchste Gezeitenunterschied der Welt (bis 16m) nicht nur das Ankern oder Anlegen fast unmöglich macht, sondern auch die Strömung es kaum zulässt, dagegen an zu motoren mit unseren 2x30 PS. 

Wir haben zuletzt das Annapolis Valley erfahren und erlaufen, mitten in der Obst- und Pumpkin Ernte diese so ganz andere Gegend kennen gelernt. Es ist verrückt, wie unterschiedliche Gesichter Nova Scotia hat. 100 km weiter bewegt, und man kommt in Gegenden, die so völlig anders aussehen. 
Das Annapolis Valley

Das „Valley“ erinnert uns an Bodensee, Apfelplantagen mit fast schwarz-roten Äpfeln, Lauch, Kohl, Brokkoli, Kartoffeln und Weinfelder, soweit das Auge blickt. Das muss mit dem fruchtbaren Böden zusammenhängen, die bei der gewaltigen Flut kilometerweit überschwemmt wurden. Noch heute sieht man viel Marsch-Land, dem jedoch durch Dämme schon im letzten Jahrhundert Land für Ackerbau abgerungen wurde. Die Bevölkerung, die Erntehelfer, Bauern erscheinen uns fast noch „stranger“ als die Fischer in den abgelegensten Ecken, wo wir vorher herumgefahren sind. Schwere Landwirtschaft mit unvorstellbar großen Landmaschinen und harte körperliche Arbeit zeichnen die Menschen hier. Das Meer spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, kein Wunder, wenn man nur zu wenigen Stunden rausfahren kann durch schlammbraunes Wasser, und dann immer mit den Tiden zu kämpfen hat. Ich habe für mich herausgefunden, dass ich definitiv mich auf Cape Breton Island am wohlsten fühle, die Landwirtschaft ist mir zu sehr vom Niederrhein und aus Holland bekannt. Ich bin, wie man hier sagt, eben eher ein „Islander“, ein Insulaner. 
Die Wanderung nach Cape Spit durch die Wälder, brutal vom Wind zerfetzter Bäume aufgrund der exponierten Lage , hat mich fast bedrückt, wäre da nicht das atemberaubende Kap am Ende als Belohnung gewesen. Es war so stürmisch, dass wir beide es mit der Angst bekamen, und die Klippen nur im Liegen bestaunen konnten. Der Wind hätte uns sonst weg geblasen. Keine schöne Vorstellung, da unten auf den wild vom Meer umspülten Klippen zu enden. Wenn das Meer sich zurück zieht, hinterlässt es kilometerlange Siele, in denen sich Vögel tummeln, Menschen aber nichts zu suchen haben, ausser sie riskieren ihr Leben, um Muscheln zu graben für kurze Zeit, bis das Meer so schnell wieder mit Macht zurück strömt, dass man ihm mit zwei Menschenbeinen kaum davon rennen kann. Es war sehr faszinierend, auf dem Meeresgrund spazieren zu gehen und zuzusehen, wie die Flut hereinströmt. Am letzten Abend bot sich uns dieses Naturschauspiel in voller Schönheit. Es ist nicht mit der Kamera einzufangen.




Diie Faszination dieser Gezeiten-Landschaft sind die Kontraste eines extremen Naturschauspiels
Cape Breton, Dingwall, Aspy Bay

White Point südlich von Meat Cove im NO von Cape Breton


Meat Cove

Pleasant Bay und die Highlands von Cape Breton

Highlands von Cape Breton

Da waren unsere Eindrücke vom äussersten Nordosten der Insel Cape Breton angenehmer. Die Tage bei Meat Cove, White Point, Dingwall waren wunderschön, was auch an der nirgendwo sonst so schönen Herbstfärbung lag, immer im Kontrast zu tiefblauem Meer. Die Fischer waren um diese Jahreszeit natürlich auch relaxter als die hektisch wirkenden „Landmenschen“ im Valley, die die Ernte einfahren müssen oder sich in Städten wie Kentville mit materiellen Angeboten jeder Art befriedigen (müssen). Die Universitäts-Stadt Wolfville bot durch die vielen Studenten schon ein erfrischenderes Bild. Interessant, dass die weit verbreitete Übergewichtigkeit der Locals dort wesentlich weniger auffällig ist. Körperwahrnehmung ist wohl eher ein Anliegen von Akademikern, die sich offenbar vom Kopf her auch mit Ernährung beschäftigen. Es waren nämlich nicht nur die jungen Studenten, sondern auch viele andere „alternativ“ aussehende Einheimische.
Ich werde mich im Winter wohl auch ausgedehnter mit dem Kopf damit beschäftigen müssen, wie man gesund auf dem Schiff leben kann, oder auch durch den Winter kommt. Es gibt auf dem Schiff zu wenig konditionelle Bewegung. Das haben wir jetzt bei den vielen Wanderungen „schmerzvoll“ erkennen müssen. 
Das wochenlange Reisen hat mir wieder ein paar Dinge bewusst gemacht: 
Der dauernde Wechsel von Unterkünften ist sehr anstrengend, mit Schlafproblemen verbunden, viel Autofahren, so ganz anders als beim Segeln, wo wir unser „Schneckenhaus“ dabei haben. An Land waren mir tiny houses oder ein Nurdach-Haus zu klein, obwohl eine Bootskoje nicht viel mehr Schlafplatz bietet. Per Wohnmobil reisen macht im Herbst keinen Sinn, weil die meisten Campingplätze hier im Oktober, spätestens ab 13.10. geschlossen sind. An Land brauche ich mehr Platz, als auf dem Wasser, möchte ein paar Annehmlichkeiten genießen, wenn ich schon nicht mit der Natur direkt verbunden bin. Ein kleines Häuschen mitten im Wald ist nicht gleich mitten im Wald SEIN. Man hört das Rauschen nicht, spürt den Wind nicht, riecht das Moos nicht. Auf dem Schiff nehme ich alle maritimen Eindrücke unmittelbar wahr, rieche das Meer, fühle die Wellen, manchmal höchstens zu viel davon ;-)  
Man muss es einfach alles mal bewusst und selbst erlebt haben, um zu wissen, in welcher Umgebung man sich am wohlsten fühlt. Und wie viele Menschen man dauerhaft um sich herum haben kann bzw. wie viel Pause dazwischen sein muss. Wir möchten wieder größere Touren zu Zweit unternehmen.
Das ist mir jetzt klar und so wird LIZA wieder unser Zuhause sein nächste Jahr. Wenn sie an Land muss, werden wir unser Landhaus für den nächsten Herbst reservieren, statt obdachlos herum zu vagabundieren.  

Deshalb haben wir uns in den letzten Tagen entschlossen, LIZA ein neues Kleid zu spendieren, cloth (=Segeltuch) aus speziellem Dacron, besonders schwer für cruising im Nordatlantik und mit 3 Reffmöglichkeiten statt zwei serienmäßigen

Bild: www.doylesails.com/lofts/halifax/


So lautet die Beschreibung: The cloth will be a 10.4 oz dacron from Challenge sailcloth.The sail will be built to Doyle bluewater standards and include 4 full battens (FB)3 reef points,  loose foot, draft stripes, tell tales and bag all seams will be tape bonded and triple stitched

Hier noch weitere Herbst-Bilder als Diashow:

Sonntag, 5. Oktober 2014

Wieder im Landleben angekommen...

.... genießen wir die Vorzüge von unbegrenzt warmem Wasser zum Duschen, das Zusammensein mit unseren Freunden Christine und Thomas in ihrer schönen River Denys Lodge. Danke für Eure herzliche Gastfreundschaft! !
Cape Breton hat sich, ebenso so plötzlich wie wir mit LIZA an Land mussten, unerwartet schnell in die traumhaften Herbstfarben verwandelt. Der fast süße Duft von Wald, Moos, Farn hat seinen ganz eigenen Reiz und es ist erholsam, den Kopf für eine Weile leer zu haben, die Gedanken nicht von Schiff und Technik absorbieren zu lassen, sondern Seele baumeln zu lassen.
 Der Blick oben von den Bergen auf den Bras d`Or Lake, wo wir so viel herumgekreuzt sind, lässt Abstand gewinnen. Es war eine gute Saison, mit wichtigen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen für das nächste Jahr. 
zum Vergrößern doppelklicken

Dienstag, 30. September 2014

Schluss

Es fällt mir jedes Jahr schwer(er), das letzte mal zu segeln, das dieses Jahr mit Tanja noch mal zur Sache ging mit 8 Kn gegen eine steile Welle. Sie ist jedenfalls nass dabei geworden und LIZA ist völlig versalzen. 
Es tröstet nicht wirklich, dass es Peter auf AQUA und Johannes auf MAGIC CLOUD in diesen Tagen mit dem Absegeln zum Saisonende im Mittelmeer ähnlich ergeht. Sie haben nur viel weniger Arbeit, das Schiff frostsicherheit bis Minus 35 Grad zu machen. 



28.Sept.: Es ist hier im Norden der letzte Abend bei einem traumhaften Sonnenuntergang bei Jersyman Island, mit der uns schon so viele Erinnerungen verbinden. 

Ich bin aufgeregt, und seltsam: die Seevoegel um uns herum auch. Heute morgen flog eine Formation Kanada Gänse schnatternd nach Südwesten, und jetzt macht eine große Schar Seeschwalben einen gewaltigen Lärm, kann sich wohl nicht auf den Abflug einigen. Die sind auch mit den Nerven blank... Anyway, ich will jetzt raus aus dem Wasser. Wieder mal an Land richtig bewegen, dem kalt gewordenen Nordwind entkommen. Gestern Abend musste ich feststellen, dass Schwimmen bei knapp 13 Grad in einem längeren Schüttelfrost endete. Also Schluss!
Die letzte Fahrt zur Werft morgens bei Sonnenaufgang

rund Cape Auguet, seltsames Morgenlicht. Einen Tag später fuhren wir noch mal von Land aus dorthin.

Das wars. Nun wartet LIZA wie die anderen Fischerboote auf die nächste Saison

Wir mieten uns für drei Tage ein kleines Cottage in der Nähe der Werft, um noch in der Nähe zu sein und einige Arbeiten und Vorbereitungen für den Winter ohne viel Fahrerei zu erledigen. Vom Cottage aus können wir noch Jerseyman Island sehen. Es schwimmen sogar Delfine vorbei.
links das Cottage, die Basis für die nächsten Arbeitstage
Jerseyman Island, jetzt von Land aus gesehen.
Nach der Tagesarbeit am Schiff laufen wir noch mal vorne ans Cap zum Leuchtturm. Es ist so anders an Land, auch schön - die Astern blühen so üppig, als wollten sie den Herbst einfach ignorieren

Mittwoch, 24. September 2014

Crazy Canadians

Hier wird mal kurzerhand mit vier Wagenhebern das ganze Marinagebäude in St Peters angehoben und eine Etage darunter gebaut. Wir fahren nun ab , unserem Winterquartier entgegen , wo wir Montag hoffentlich den Krantermin haben.

Samstag, 20. September 2014

Erntezeit

Im Hintergrund unser Auto, kleiner als die Wellen...

Es ist hier manchmal sehr garstig, unwirtlich, stürmisch. Man muss schon "kerngesund" sein, um sich dem gewachsen zu fühlen. Von Sonntag auf Montag Nacht wird es in Böen laut Gribfiles über 50 Kn stürmen, und wir wissen inzwischen, dass unser Wetter immer der Vorhersage der Böen-Windgeschwindigkeit entspricht. An dem Tag wird es mit Sicherheit nichts mit Kranen... Wir werden es uns gemütlich machen mit unserer Diesel-Heizung. Bzw. tagsüber erwärmt es sich auch wieder erstaunlich von morgens 8 Grad im Schiff auf mittags 19 Grad.

Wenn es auf dem Meer zu rauh wird, besinnen wir uns halt aufs Land. Das hat um diese Jahreszeit reichlich zu bieten. Wir haben heute Cranberrys geerntet. Morgen werden wir mal Marmelade kochen. Und Bewegung tut gut, wärmt auch...
wer hat die röteren Cranberries ?   ;-)
 

Freitag, 19. September 2014

Es wird Zeit...

Liza in St. Peters Marina, die Steege werden leer bzw. schon abgebaut.
Gestern Morgen waren schon Vorboten des beginnenden Herbstes: Heute wurde es dann "ernst" mit mal wieder 32 Knoten Wind. Wir sind in Warteposition für das Kranen, erledigen schon Arbeiten wie Wassermacher mit Biocid und Antifreeze winterfest machen, damit wir auf der Werft uns "nur" noch mit Motorenwartung und Ausräumen des gesamten Innenraums beschäftigen müssen. Das ungemütliche Wetter hilft nicht gerade, die Winterarbeiten gern zu erledigen. Ich würde gern der Sonne nachsegeln gen Süden. Andererseits sind wir genug gesegelt und ich möchte mich jetzt nicht in die Nordwest-Winde und kleinen gemeinen Tiefs stürzen, um die US-Küste runter zu segeln. Wenn das vlt. nächstes Jahr noch mal sein sollte, dann nur mit einer ausgedehnten Phase ohne Gäste und viel Herumsegeln, also nach einer richtigen Pause. Die haben wir dieses Jahr erst mal nötig...

Donnerstag, 11. September 2014

Die Segel Saison neigt sich dem Ende zu

LIZA am Steg in Marble Mountain, Bras d`Or Lake. Die Bäume beginnen sich zu färben

Evans Ialand 
Vollmond bei Malagawatch
Die Tage werden kürzer, es liegt ein Hauch von Herbst in der Luft, die Beeren sind reif, wir streunen von Zeit zu Zeit durch tundraähnliche Landschaft auf der Südseite von Isle Madame und pflücken Blaubeeren, aktuell auch Cranberries. 
Dieser Elch schwamm direkt vor dem Schiff durch den See und staunte genauso wie wir, dass da noch jemand ist.


Auf den Sandbänken stehen die Kanada-Gänse bereit zum Abflug. Wahrscheinlich warten sie noch das Tiefdruckgebiet morgen ab, und dann ziehen sie gen Süden. Es packt mich eine seltsame Sehnsucht, mit ihnen zu ziehen. Wieder steht die Frage im Raum, wo wir LIZA den Winter sich selbst überlassen. Es gibt eigentlich keine Alternativen. Ich mag überhaupt noch nicht dran denken, wir haben noch Freunde an Bord, aber die Werft macht Druck. Wir müssen bald kranen, damit wir den Fischerbooten nicht im Weg stehen, die schon im April zur Lobstersaison wieder ins Wasser kommen. In der Marina St. Peters werden schon die Stege aus dem Wasser geholt. Es ist kaum noch ein Segler auf den Gewässern zu sehen. Die Schleuse zum Atlantik hat ab 16. Sept. nur noch von Do bis Montag geöffnet, Die Nordwestwinde werden immer häufiger und verdrängen die sonst vorherrschenden Südwestwinde. Mit den Northwesterlies ziehen die wenigen Schiffe wieder nach Süden. Nur wir bleiben hier. Es war eine anstrengende Saison mit vielen Menschen. Wir wären froh, wenn das Haus uns jetzt Geborgenheit und Heimat geben könnte, aber es steht nicht vor Mitte Oktober zur Verfügung. Und dann fliegen wir schon bald. Es ist noch zu früh, ein Fazit zu ziehen. Ich verdränge es, wir haben noch Aufgaben, Törns.
Wir freuen uns auch schon wieder auf unsere deutsche Heimat, die Kinder, Eltern, Freunde. Unser Herz schlägt für die Wurzeln, aber eben auch für diese kanadische Landschaft. Viele können es nachvollziehen, andere empfinden es nicht so intensiv, haben keine Sinne für die simple, hintergründige Schönheit, die Basics, können sich nicht darauf einlassen, dass nicht nur die Sonne scheint, sondern alles ein zweites Gesicht hat, das sich nicht offensichtlich zeigt, sondern gefunden werden will.  Wir sind anders als viele andere hier und anders als jene, die hier nur Urlaub machen. Ich komme mir gelegentlich etwas einsam vor, obwohl ich weiß, dass ich es nicht bin. Ich kann damit leben zwischen den Stühlen, nirgendwo fest hinzugehören. Da wo ich gerade bin, ist mein zu Hause. 


Umso schöner, wenn man das mit Freunden teilen kann, mal zum Fischer fahren und ein ungewöhnliches Mahl abends auf LIZA genießen, wie hier köstliche Krabbenbeine von King Crabs. Das Knacken der Schale spritzt ziemlich, deshalb ist alles mit Folie und Tüchern abgedeckt ;-)


Mittwoch, 3. September 2014

Sable Island...

... Synonym für exponierte Herausforderung, du Mondsichel aus Sand 120 Seemeilen südlich von Nova Scotia weit draußen im Atlantik, 150 Tage im Jahr in dichtem Nebel, größter Meeresfriedhof, das Ende tausender Seefahrer. Ich habe dich auch unterschätzt, dachte mit den Nordwinden der Ausläufer vom vorbei gezogenen Hurricane Cristobal gut anzukommen, und mit den dann etablierenden normalen Südwestwinden wieder zurück zu kommen. Die daraus resultierende Kreuzsee machte ein Anlegen unmöglich. Auf der Nordseite noch meterhoher Schwell vom Hurricane, auf der Südseite schon die Wellen vom Südwest Wind. Du warst unnahbar, hast uns berührt, ohne dass wir dich berühren durften. Nur deine unzähligen Delfine hast du uns als Vorboten gesendet. Sie haben uns begleitet, ohne einen Fuß auf dich gesetzt zu haben. Nur die steil aus dem Meer herausragenden schroffen Sanddünen konnten wir sehen und vor allen die Brecher der unsichtbaren, vorgelagerten Unterwasserfelsen. Ich habe kein Bild von dir, wir mussten nach einem schönen Sonnenuntergang wegen 34 Knoten in Böen vorhergesagter Winde wieder umkehren, ohne Ankern, pausenlos...
Der Track
In der folgenden Nacht hat der Nordatlantik dann wieder mal sein wahres Gesicht gezeigt und permanente Konzentration beim Aussteuern der steilen 3 Meter Wellen von der Seite erfordert. Der Autopilot verschaffte uns nur kurze Verschnaufpausen bei dann konstant 30 Knoten Halbwind . Es war wie eine Nacht in der Waschstrasse und Achterbahn. Gut dass man wegen der Steuerei nicht so zum Nachdenken kommt, warum man sich und dem Schiff das antut. Es ist eine unbeschreibliche Magie

Freitag, 22. August 2014

Seeadler, Minkwale, Unwetter-Farbenrausch







Logbuch schreiben und aktiv Cape Breton Island segelnd erkunden passt nicht zusammen. Wenn wir unterwegs sind, ist keine Ruhe zum Tagebuch schreiben. Obwohl wir die Insel immer besser kennen lernen und auch die lokalen Wetter-Capriolen besser einschätzen können, ist es immer noch aufregend, überwältigende Farben und Naturschauspiele zu denen nicht viel zu ergänzen ist. Schaut Euch die Diashow an, am besten den Link hier...und dann auf Vollbild-Modus (links oben im öffnenden Fenster). Die Fotos sind vergrößerbar.