Dienstag, 30. September 2014

Schluss

Es fällt mir jedes Jahr schwer(er), das letzte mal zu segeln, das dieses Jahr mit Tanja noch mal zur Sache ging mit 8 Kn gegen eine steile Welle. Sie ist jedenfalls nass dabei geworden und LIZA ist völlig versalzen. 
Es tröstet nicht wirklich, dass es Peter auf AQUA und Johannes auf MAGIC CLOUD in diesen Tagen mit dem Absegeln zum Saisonende im Mittelmeer ähnlich ergeht. Sie haben nur viel weniger Arbeit, das Schiff frostsicherheit bis Minus 35 Grad zu machen. 



28.Sept.: Es ist hier im Norden der letzte Abend bei einem traumhaften Sonnenuntergang bei Jersyman Island, mit der uns schon so viele Erinnerungen verbinden. 

Ich bin aufgeregt, und seltsam: die Seevoegel um uns herum auch. Heute morgen flog eine Formation Kanada Gänse schnatternd nach Südwesten, und jetzt macht eine große Schar Seeschwalben einen gewaltigen Lärm, kann sich wohl nicht auf den Abflug einigen. Die sind auch mit den Nerven blank... Anyway, ich will jetzt raus aus dem Wasser. Wieder mal an Land richtig bewegen, dem kalt gewordenen Nordwind entkommen. Gestern Abend musste ich feststellen, dass Schwimmen bei knapp 13 Grad in einem längeren Schüttelfrost endete. Also Schluss!
Die letzte Fahrt zur Werft morgens bei Sonnenaufgang

rund Cape Auguet, seltsames Morgenlicht. Einen Tag später fuhren wir noch mal von Land aus dorthin.

Das wars. Nun wartet LIZA wie die anderen Fischerboote auf die nächste Saison

Wir mieten uns für drei Tage ein kleines Cottage in der Nähe der Werft, um noch in der Nähe zu sein und einige Arbeiten und Vorbereitungen für den Winter ohne viel Fahrerei zu erledigen. Vom Cottage aus können wir noch Jerseyman Island sehen. Es schwimmen sogar Delfine vorbei.
links das Cottage, die Basis für die nächsten Arbeitstage
Jerseyman Island, jetzt von Land aus gesehen.
Nach der Tagesarbeit am Schiff laufen wir noch mal vorne ans Cap zum Leuchtturm. Es ist so anders an Land, auch schön - die Astern blühen so üppig, als wollten sie den Herbst einfach ignorieren

Mittwoch, 24. September 2014

Crazy Canadians

Hier wird mal kurzerhand mit vier Wagenhebern das ganze Marinagebäude in St Peters angehoben und eine Etage darunter gebaut. Wir fahren nun ab , unserem Winterquartier entgegen , wo wir Montag hoffentlich den Krantermin haben.

Samstag, 20. September 2014

Erntezeit

Im Hintergrund unser Auto, kleiner als die Wellen...

Es ist hier manchmal sehr garstig, unwirtlich, stürmisch. Man muss schon "kerngesund" sein, um sich dem gewachsen zu fühlen. Von Sonntag auf Montag Nacht wird es in Böen laut Gribfiles über 50 Kn stürmen, und wir wissen inzwischen, dass unser Wetter immer der Vorhersage der Böen-Windgeschwindigkeit entspricht. An dem Tag wird es mit Sicherheit nichts mit Kranen... Wir werden es uns gemütlich machen mit unserer Diesel-Heizung. Bzw. tagsüber erwärmt es sich auch wieder erstaunlich von morgens 8 Grad im Schiff auf mittags 19 Grad.

Wenn es auf dem Meer zu rauh wird, besinnen wir uns halt aufs Land. Das hat um diese Jahreszeit reichlich zu bieten. Wir haben heute Cranberrys geerntet. Morgen werden wir mal Marmelade kochen. Und Bewegung tut gut, wärmt auch...
wer hat die röteren Cranberries ?   ;-)
 

Freitag, 19. September 2014

Es wird Zeit...

Liza in St. Peters Marina, die Steege werden leer bzw. schon abgebaut.
Gestern Morgen waren schon Vorboten des beginnenden Herbstes: Heute wurde es dann "ernst" mit mal wieder 32 Knoten Wind. Wir sind in Warteposition für das Kranen, erledigen schon Arbeiten wie Wassermacher mit Biocid und Antifreeze winterfest machen, damit wir auf der Werft uns "nur" noch mit Motorenwartung und Ausräumen des gesamten Innenraums beschäftigen müssen. Das ungemütliche Wetter hilft nicht gerade, die Winterarbeiten gern zu erledigen. Ich würde gern der Sonne nachsegeln gen Süden. Andererseits sind wir genug gesegelt und ich möchte mich jetzt nicht in die Nordwest-Winde und kleinen gemeinen Tiefs stürzen, um die US-Küste runter zu segeln. Wenn das vlt. nächstes Jahr noch mal sein sollte, dann nur mit einer ausgedehnten Phase ohne Gäste und viel Herumsegeln, also nach einer richtigen Pause. Die haben wir dieses Jahr erst mal nötig...

Donnerstag, 11. September 2014

Die Segel Saison neigt sich dem Ende zu

LIZA am Steg in Marble Mountain, Bras d`Or Lake. Die Bäume beginnen sich zu färben

Evans Ialand 
Vollmond bei Malagawatch
Die Tage werden kürzer, es liegt ein Hauch von Herbst in der Luft, die Beeren sind reif, wir streunen von Zeit zu Zeit durch tundraähnliche Landschaft auf der Südseite von Isle Madame und pflücken Blaubeeren, aktuell auch Cranberries. 
Dieser Elch schwamm direkt vor dem Schiff durch den See und staunte genauso wie wir, dass da noch jemand ist.


Auf den Sandbänken stehen die Kanada-Gänse bereit zum Abflug. Wahrscheinlich warten sie noch das Tiefdruckgebiet morgen ab, und dann ziehen sie gen Süden. Es packt mich eine seltsame Sehnsucht, mit ihnen zu ziehen. Wieder steht die Frage im Raum, wo wir LIZA den Winter sich selbst überlassen. Es gibt eigentlich keine Alternativen. Ich mag überhaupt noch nicht dran denken, wir haben noch Freunde an Bord, aber die Werft macht Druck. Wir müssen bald kranen, damit wir den Fischerbooten nicht im Weg stehen, die schon im April zur Lobstersaison wieder ins Wasser kommen. In der Marina St. Peters werden schon die Stege aus dem Wasser geholt. Es ist kaum noch ein Segler auf den Gewässern zu sehen. Die Schleuse zum Atlantik hat ab 16. Sept. nur noch von Do bis Montag geöffnet, Die Nordwestwinde werden immer häufiger und verdrängen die sonst vorherrschenden Südwestwinde. Mit den Northwesterlies ziehen die wenigen Schiffe wieder nach Süden. Nur wir bleiben hier. Es war eine anstrengende Saison mit vielen Menschen. Wir wären froh, wenn das Haus uns jetzt Geborgenheit und Heimat geben könnte, aber es steht nicht vor Mitte Oktober zur Verfügung. Und dann fliegen wir schon bald. Es ist noch zu früh, ein Fazit zu ziehen. Ich verdränge es, wir haben noch Aufgaben, Törns.
Wir freuen uns auch schon wieder auf unsere deutsche Heimat, die Kinder, Eltern, Freunde. Unser Herz schlägt für die Wurzeln, aber eben auch für diese kanadische Landschaft. Viele können es nachvollziehen, andere empfinden es nicht so intensiv, haben keine Sinne für die simple, hintergründige Schönheit, die Basics, können sich nicht darauf einlassen, dass nicht nur die Sonne scheint, sondern alles ein zweites Gesicht hat, das sich nicht offensichtlich zeigt, sondern gefunden werden will.  Wir sind anders als viele andere hier und anders als jene, die hier nur Urlaub machen. Ich komme mir gelegentlich etwas einsam vor, obwohl ich weiß, dass ich es nicht bin. Ich kann damit leben zwischen den Stühlen, nirgendwo fest hinzugehören. Da wo ich gerade bin, ist mein zu Hause. 


Umso schöner, wenn man das mit Freunden teilen kann, mal zum Fischer fahren und ein ungewöhnliches Mahl abends auf LIZA genießen, wie hier köstliche Krabbenbeine von King Crabs. Das Knacken der Schale spritzt ziemlich, deshalb ist alles mit Folie und Tüchern abgedeckt ;-)


Mittwoch, 3. September 2014

Sable Island...

... Synonym für exponierte Herausforderung, du Mondsichel aus Sand 120 Seemeilen südlich von Nova Scotia weit draußen im Atlantik, 150 Tage im Jahr in dichtem Nebel, größter Meeresfriedhof, das Ende tausender Seefahrer. Ich habe dich auch unterschätzt, dachte mit den Nordwinden der Ausläufer vom vorbei gezogenen Hurricane Cristobal gut anzukommen, und mit den dann etablierenden normalen Südwestwinden wieder zurück zu kommen. Die daraus resultierende Kreuzsee machte ein Anlegen unmöglich. Auf der Nordseite noch meterhoher Schwell vom Hurricane, auf der Südseite schon die Wellen vom Südwest Wind. Du warst unnahbar, hast uns berührt, ohne dass wir dich berühren durften. Nur deine unzähligen Delfine hast du uns als Vorboten gesendet. Sie haben uns begleitet, ohne einen Fuß auf dich gesetzt zu haben. Nur die steil aus dem Meer herausragenden schroffen Sanddünen konnten wir sehen und vor allen die Brecher der unsichtbaren, vorgelagerten Unterwasserfelsen. Ich habe kein Bild von dir, wir mussten nach einem schönen Sonnenuntergang wegen 34 Knoten in Böen vorhergesagter Winde wieder umkehren, ohne Ankern, pausenlos...
Der Track
In der folgenden Nacht hat der Nordatlantik dann wieder mal sein wahres Gesicht gezeigt und permanente Konzentration beim Aussteuern der steilen 3 Meter Wellen von der Seite erfordert. Der Autopilot verschaffte uns nur kurze Verschnaufpausen bei dann konstant 30 Knoten Halbwind . Es war wie eine Nacht in der Waschstrasse und Achterbahn. Gut dass man wegen der Steuerei nicht so zum Nachdenken kommt, warum man sich und dem Schiff das antut. Es ist eine unbeschreibliche Magie