Samstag, 13. Oktober 2012

Estepona

LIZA in der Mitte im Hafen Estepona
Heute sind wir in Estepona eingelaufen, eine letzte empfehlenswerte Marina 25 SM östlich von Gibraltar (33€/ Nacht im Oktober) .

In einem Zustand tiefer Zufriedenheit lasse ich nun endlich den Mittelmeer-Blues hinter mir. Die Nichtsegler können es vielleicht nur schwer nachempfinden, ist doch das Mittelmeer mit seinen unterschiedlichen Gesichtern und dann noch mit dem Segelschiff bereist ein Traum für Euch. Ist es auch, aber mit Tücken. Dazu aber jetzt kein Wort mehr...Ich schreibe lieber noch von den letzen Meilen vor Gibraltar, und von der Fahrt heute


Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang ist am Horizont aus dem dunkelblauen Meer schon der Felsen von Gibraltar erkennbar und auch die Berge von Marokko. Wegen der Strömung kommen wir langsam voran, machen noch einen Zwischenstopp vor Gibraltar.

Spanien ist stolz auf seine spanische Historie und Identität. Im Hintergrund die Bausünden, die die ganze Costa del Sol säumen
Gestern waren die Spanier ausser Rand und Band. Sie feiern ihre stolze spanische Identität, die Kolumbus ihnen als Seefahrernation gegeben hat. In der Marina gab es neben zahlreichen Ehrungen der Guardia Civil reichlich Freibier und eine riesige Paellia - und natürlich rausgeputze Spanier(innen). Nicht immer vorteilhaft knapp in Form gebracht.
Aber man ist stolz, es wird Flamenco getanzt und die Kränkungen vergessen, unter denen die Intellektuellen hier offen ausgesprochen leiden: dass Deutschland ihnen Faulheit vorgeworfen hat und prophezeite, sie würden bald den Spuren Griechenlands folgen. Ich bin öfter darauf angesprochen worden, aber ich habe den Zusammenhang dieser Vorwürfe nicht mitbekommen, jedoch die Mentalität, die im Süden überall gleich ist. Nur ist es hier jetzt eigentlich nicht mehr so heiß, daß stundenlange Mittagspausen eine klimatische Rechtfertigung wären. Egal, immerhin ist das Vorsegel gut genäht worden und auch am versprochenen Tag geliefert worden, wenn auch abends statt mittags - und von einem englischen Segelmacher. Überhaupt hat man fast den Eindruck, hier lebt zumindest die ganze ältere Generation Engländer. Es gibt ganze Ortsteile, in denen sie sich organisiert haben. Ist vielleicht auch nötig, denn Englisch sprechen die Einheimischen trotzdem selten bzw. können es einfach auch nicht. Mit dem Londoner Akzent habe ich auch meine Schwierigkeiten. Da kam ich in der Irischen Enklarve besser zurecht. Anyway, nun sind wir gespannt auf das Britische Gibraltar und hoffen, dass für nächsten Dienstag vorhergesagt der Ostwind uns gnädig ist und gen Weste n durch die Strait of Gibraltar treibt. Die Wellen sind heute bei Gegenwind schon ziemlich kabbelig, wenn da noch Strömung dagegen steht, stünden wir auf der Stelle. Ich freu mich so auf den Atlantik, wo konstant RÜckenwind von Nord nach Süd eigentlich schönes Segeln mit sich bringen müsste. Nein, ich habe keine Erwartungen mehr, nehme was kommt. Damit gehts mir deutlich besser, weil sich nicht alles in der Zukunft, WENN DANN abspielt, sondern im Augenblick, real, jetzt. Und warum was sich wie ereignet frage ich auch nicht mehr, et kütt wie et kütt und ich gebe mich dem hin. Nach dem Warum frage ich später vielleicht. Es nimmt mir jetzt einfach zu viel Energie, auch die schönen kleinen Dinge im Jetzt zu erleben. Die Sonne prickelt immer noch wunderbar auf der Haut, oder gerade jetzt, wo die Lufttemperatur nachts und morgens deutlich zurück gegangen ist und man sich über die Wärme freut.  segelt, mit Enrico alle Manöver bis zum Reffen exerziert und gerade eine köstliche Paellia von ihm genossen.


Enricos Paella war noch besser, aber die hier ist auch nicht schlecht gewesen

Eimerweise Reis und Wasser, Paella für mind. 100 Gäste

Hier rechts im Hafen (die Masten sieht man noch) liegen wir . Im Hintergrund der Felsen von Gibraltar  zu sehen, links das andere Ufer der Strait of Gibraltar.