Dienstag, 25. Juni 2013

Marina Life

Es gibt immer wieder Phasen am Tag, wo wir beide nicht begreifen können, dass wir  hier angekommen sind, in vertrauter Umgebung, zumindest vom Land aus bekannt. Nun sind wir auf der Wasserseite. Es ist alles so anders, als noch vor nicht langer Zeit auf Bermuda oder gar in der Karibik. Wir sind "nur" langsam gesegelt, nicht mit dem Flugzeug hier her gekommen, aber die Seele ist trotzdem manchmal noch nicht richtig da, noch irgendwo unterwegs geblieben, dreht ihre Kreise hier wie die Seeadler über uns und dann ist sie mal wieder weg. Alles braucht seine Zeit und hier hat es auch seine Zeit. Früher im Urlaub "musste" man sich in ein paar Tagen erholen, ich war wenig unternehmungslustig. Jetzt macht es mir Spass, zu Fuss durch ein Dorf zu laufen, auch wenn es eine Stunde dauert. Das ändert sich vielleicht, wenn wir am Wochenende unseren Jetta abholen. Dann wird das Langfahrtseglerleben definitiv ein anderes Gesicht bekommen, nicht mehr allein mit Dingi und Fahrrad, sondern landgestützt. Seltsames Gefühl, sich wieder um Auto-Versicherung zu kümmern, die natürlich hier ganz anders funktioniert. Wie gut, dass ich mir in Deutschland noch 24 Jahre unfallfrei gefahren hab bestätigen lassen, sonst würden wir hier als Fahranfänger eingestuft. Heute fährt mich Gerry der Marinamanager nach Port Hawkesbury, um vor allem meinen kanad. Führerschein zu verlängern, ohne den hier nichts geht. Er ersetzt sozusagen den Personalausweis. Vorher aber wollen  wir den Fischer abwarten, der um 10 Uhr verschiedensten Fisch, frisch und geräuchert, vorbeibringt. Und abends ist dann Country- und Folkmusik in einem kleinen Restaurant in der Nähe. Ihr seht, es gut uns gut, und wir verbringen eine gute Zeit bis zum Wochenende, wenn wir endlich vor dem Haus ankern werden. Gestern haben wir stundenlang gründlich das Schiff gereinigt, Herd ausgebaut etc. Schließlich haben wir ein Jahr in dieser kleinen Welt gelebt, auf diesem winzigen Herd gekocht, gebraten, Brot gebacken und das oft auf See, wo es mit dem Reinigen nicht so einfach ging. Das hat seine Spuren hinterlassen, aber nun ist LIZA wieder ziemlich sauber und vorzeigbar, wenn Gäste an Bord kommen. Es stehen jeden Tag welche neugierig hier am Steg und möchten so gern mehr wissen, warum deutsche Flagge, zwei Rümpfe usw. Wir haben bisher nicht einen einzigen Katamaran hier gesehen. Natürlich sind wir  Dorfgespräch und die Exoten. Auch ein seltsames Gefühl, aber zwischen den wuchtigen Fischerbooten fällt LIZA gar nicht so protzig auf. Mit anderen Worten: Wir fühlen uns sehr wohl so und machen unser Ding, wie immer, wenn wir mal an Land waren: gestern 3 Waschmaschinen in der Marina-Laundry gewaschen (geht hier einfacher am Steg, als "Zuhause" mit dem DIngi zur eigenen Waschmaschine bringen. Morgen wieder mal Einkaufen (der Supermarkt liefert kostenlos an Bord). Ja, willkommen im Serviceland Kanada. Hier gibt es noch Menschen, die für alles bereit stehen. So auch Gerry, der es als Service betrachtet, mich ca. 1 Std. in die nächst größere Stadt zu fahren.