Dienstag, 4. Dezember 2012

Check-in/OK message from Nachricht vonCrew LIZA Position SPOT SPOT Nachrichtenübermittler/Kurier.

Crew LIZA Position
Latitude:Breitengrad17.04720
Longitude:Längengrad-42.62988
GPS location Date/Time:GPS-Aufenthaltsort Datum/Uhrzeit12/04/2012 09:45:07 PST

Message:Message/ NachrichtKurs jetzt SW soweit es d Welle 20Kn zulaesst

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http://fms.ws/AZSWP/17.04720N/42.62988W

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Crew LIZA Position

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nur noch gut 1000 Meilen

Bisher hat mich alles an Bord noch zu sehr absorbiert, es sind immer
wieder Dinge zu überdenken gewesen, ein elektrisches Problem hatte uns
Sorgen bereitet, aber offenbar ist nur eine Batterie in der Kette nicht
in Ordnung und durch Überbrücken haben wir auch bei bedecktem Himmel
wieder Strom genug, steuern trotzdem vorsichtshalber jeder in seiner
3-Stunden-Schicht eine Stunde von Hand, ergibt acht Stunden Ersparnis à
4 Ah, das entpricht etwa 1 Stunde Motoren zum Wiederaufladen. Davon
später mehr.
Es ist jetzt schon der fünfte Tag auf See, wir sind nach mittlerweile
550 SM ganz aufeinander eingespielt, eine richtig gute Crew geworden. Es
wird viel erzählt, gelacht, gesungen, aber auch geschwiegen, so dass es
ein ganz ungestörtes Miteinander-Leben ist. Wir haben uns so darauf
eingestellt, dass wir diese Balance jetzt gar nicht mehr durch einen
Landfall auf den Kap Verden unterbrechen und durcheinanderbringen
wollen. Es gäbe nur einen Grund, dorthin zu fahren: Diesel. Bisher sind
wir aber nur gesegelt.
Heute ist der erste Tag, wo wir in einer Flaute motoren mussten, jedoch
nur eine Stunde lang, nachdem nachts einige Wolken für kurzzeitig
starken Wind gesorgt hatten, der nun auf Nordwest gedreht hat und heute
mittag dann einschlief.. Ich habe zum ersten Mal Gribfiles via Inmarsat
geladen, um die Wind-Störung beurteilen zu können, es wird aber wohl
vorübergehend sein, und das Aufladen tut den Batterien gut. Die
Energiebilanz ist nicht so gut bei relativ viel Wolken und Fahrt in den
Süden, d.h. Sonne von vorne = Beschattung durch die Segel. Das ändert
sich, wenn wir gen Westen fahren. Wir können halt z.Zt. mal nicht mit
Thermomix kochen, sondern wieder herkömmlich mit Gas. Haupt Stromfresser
ist der Autopilot, der tag und nacht bisher läuft, weil es so bequem
ist. Da können wir durch stundenweises Von-Hand-Steuern noch Energie
sparen.
Die Wachen haben wir permanent im 3-Std. Takt, auch tagsüber eingeteilt.
So hat jeder immer 6 Std. frei und abwechselnd mal die Wache von 19 - 22
Uhr, Uhr und anschließend wieder von 7 - 10 Uhr , und jeder hat auch mal
die Hundewache von 1 Uhr bis 4 Uhr. Wenig Schlaf nachts, dafür öfter
tags... Wir haben uns daran gewöhnt, morgens verkatert aus der Koje zu
krabbeln und dann aber relativ bald wieder "brauchbar" zu sein. Bei der
Verproviantierung mussten wir lernen, dass Obst und Gemüse viel
schneller schlecht wird, als in nördlicheren Gefilden. Es mag daran
liegen, dass wir aus Zeitgründen nicht vom Bauern auf dem Land, sondern
im Supermarkt gekauft haben. Jedenfalls sind Möhren jetzt schon
schimmelig. Keine Sorge, wir haben genug zu essen, Äpfel halten sich
gut, Datteln, Nüsse, Müsli, Frischkorn, Milch(-pulver) , also wir können
2 Monate überleben. Es ist befremdlich zu lesen, dass andere Crews mit 3
Personen für die ARC für knapp 2000,- Euro eingekauft haben. Allerdings
in den ersten Tagen auch erheblich Lebensmittel schon über Bord werfen
mussten. Und die haben viel Alkohol gekauft. Wir haben nur eine Flasche
Rum aus "medizinischen Gründen" und um die Fische damit hinter die
Kiemen zu betäuben. So haben wir heute einen Höhepunkt erlebt, und einen
blauen Merlin gefangen, der uns die nächsten Tage ernähren wird. Es war
ein unglaublich schönes Exemplar mit schillernden Regenbogenfarben, die
jedoch kurz nach dem Tod schnell verblichen sind. Nur die große blaue
Rückenflosse behielt ihre Farbe. Vor diesem Petri Heil haben wir erst
einmal mehrere Köder verloren. Ein kräftiger Tunfisch wurde gestern
schon am Haken von einem anderen Fisch geschnappt, der Ruck in der Angel
war eindeutig, und das abgebissene Stahlseil-Vorfach auch. Schon
erstaunlich, was Raubfische für Zähne haben müssen. Wir baden jedenfalls
lieber nicht, auch wegen der spanischen Galeeren, Lampenschirm-große
Quallen, die besonders nachts wie eine Laterne unter Wasser leuchten.

Was so in Jedem von uns vorgeht angesichts solcher besonderer
Erlebnisse, aber auch angesichts des tagelangen Horizontes, ist schwer
in Worte zu fassen. Jeder erlebt es anders, aber alle intensiv. Langsam
kommt nun auch die Ruhe, um ausgiebig Bücher zu lesen oder Tagebuch zu
schreiben.
Wir haben bisher nur mit einem Segler nachts Funkkontakt gehabt, weil
unsere Kurse sich gefährlich näherten. Wir hatten den Parasailor schon
so weit wie möglich steuerbord stehen, ca. auf 130 Grad, aber der andere
Kat, ebenfalls auf Steuerbord, macht keine Anstalten etwas vom Kurs
abzufallen, mit seiner normalen Besegelung und meiner Bitte per Funk,
seinen Kurs wenigstens ziu halten, statt zu uns anzuluven. Unser
Parasailor fiel kurzzeitig in sich zusammen, wir konnten ihn aber wieder
aufstellen in vielleicht 50 m Entfernung zu dem anderen Kat. Wir hätten
ihn locker und gern im Luv überholt in gehörigem Abstand, aber der
franz. Skipper verlor die Nerven, gab 3 x Hornsignal, und kreuzte dann
mit Vollgas beider Motoren kurz vor unserer Nase unseren Kurs. Schon
paradox, wo man sonst tagelang kein schiff auf dem endlosen Atlantik sieht.

Etwas enttäuscht bin ich vom schlechten KW-Empfang hier draußen. Es ist
zwar auch gerade der Sektor, den Pinneberg und Northwood nicht mehr zu
ihrem Sendebereich zählen, und Boston etc. auf nordamerikanischer Seite
noch nicht zu empfangen ist, aber vielleicht muss ich auch noch mehr mit
passiven Antennen experimentieren. (Nachtrag: Ab dem 14. Tag wurde der
Empfang von Boston und New Orleans besser, aber der Komfort der
Gribfiles ist unschlagbar)
Heute startete die ARC. Wir haben jetzt 500 SM "Vorsprung" und es ist
ein geteiltes Gefühl, dass der ganze Pulk uns auf den Versen ist,
zugleich aber auch mehr Schiffe auf dieser Route mit uns fahren. Seit
tagen hören wir auf UKW fast keinen Funkverkehr mehr. Zu abseits von den
vielbefahrenen Standard-Routen der Frachtschiffe. Da werden die
paarhundert Yachties nicht "stören", wir aber die Routine-Rundumsicht
wieder auf 15 Min verkürzen.
Gestern habe ich die ganzen warmen Klamotten inclusive Segeljacke tief
in die Schapps verstaut. Wir werden sie sobald nicht wieder brauchen. Es
ist immer über 20 Grad, tagsüber 26, Wasser knapp 25 Grad warm. Sehr
angenehm. Könnte so bleiben, aber es wird sicher noch wärmer....


Seit dem Tag des Bergfestes nach 1460 SM höre ich auf, permanent zu
denken, werde eins mit der Formlosigkeit um mich herum, mit der
wogenden, schwankenden Masse der Wellen, die sich wie masthohe Berge
vor mir auftürmen, aufs Schiff zurollen, mir Anfangs noch Angst machten,
sich aber plötzlich in NICHTS auflösten, wie die Gewitterwollken, die
wie ein fortwährendes Aufquellen, Abregnen, Auflösen mich aus meinen
Gedanken holen. Mitten zwischen zwei Kontinenten im Niemandsland,
tagelang keine Schiffe und keine Kondensstreifen von Flugzeugen zu
sehen, hier verliere ich meine Angst um mein Dasein. Es geht nicht mehr
um Geld, um Materie, ich bin völlig frei und sorglos. Stürme wettern wir
ab, wenn es geht, ansonsten fahren wir hindurch. Zeit verliert ganz ihre
Bedeutung. Heute sind wir in die 3. Zeitzone gesegelt, es ist relativ
früh dunkler - willkürlich. Ich wollte so viel lesen und tun während
dieser langen Reise, stattdessen bin ich leer und erfüllt zugleich, ohne
etwas "sinnvolles" zu tun. Mein Rücken schmerzt noch, aber der Schmerz
ist einfach Teil des Alltags geworden, ich nehme ihn an, statt Groll zu
empfinden, warum gerade ich usw. Wenn Du dich auf eine solche lange,
abenteuerliche Reise begibst, endgültig alles hinter dir lässt, ohne
Option der Umkehr bzw. ohne die Reise jederzeit beenden zu können, hast
du ein Gefühl wie in einer Krise, einen schweren Verlust erlitten zu
haben. Und zugleich ist alles gut. Dir wird erst langsam bewusst, worauf
du alles verzichtet hast, aber du lebst, bist mit Deinem Leben "davon
gekommen". Anfangs wehrst Du dich dagegen, und dann fügst du dich. Es
ist laut auf dem Schiff, die Wellen knallen brutal gegen den Rumpf, fast
nie findest Du direkt Schlaf. Ich nehme es an ohne zu fragen, ob ich das
will. Ich kann heute am 2.12. nur in Gedanken bei meinem Sohn auf
seiner Geburtstagsfeier sein. Ich bin stolz auf ihn, aber auch das ist
nicht mehr wichtig, sondern unser Friede, alle miteinander im Einklang
ist wichtig. Ich fühle mich nicht mehr als Vater verantwortlich, sondern
ich bin einfach präsent, jeden Augenblick, da wo ich gerade bin. Ich
frage nicht mehr, wer ich bin, ob Vater, Musiker, Skipper. Ehemann. Ich
bin sozusagen verwirrt, weiß nicht, wer ich bin, definiere mich nicht
mehr über (m)einen Beruf, ein schickes Auto etc, Muss ich wissen, wer
ich bin? Was meint man eigentlich damit, wenn man sich in Gesellschaft
fragt: Und was machst Du? Man meint den Beruf, steckt damit sofort das
soziale Umfeld ab, oder die Funktion, die Wichtigkeit, das Können. Aus
all dem beziehe ich mein Selbstwertgefühl nicht mehr. Auch nicht daraus,
ein guter, harter, unfehlbarer Skipper zu sein, der (s)eine Crew im
Griff hat. Nein, ich segle nur, bin auf dem Meer, habe ein Ziel, aber
das ist noch so weit weg, dass ich es nicht mal denken kann, was es
heisst, nach zwei Wochen noch mal 14 Tage etwa dieses Schiff zu segeln.
Heute ist der 12. Tag. Wieder eine große Goldmakrele gefangen. Es ist
wie im Paradies: wenn wir Hunger haben, halten wir die Angel raus. Der
Kühlschrank ist nicht mehr notwendig. Ich habe aufgehört, mich zu
fragen, ob ich mein Glück hier und jetzt gefunden habe, oder noch danach
suche. Glück Suchen ist das Gegenteil von Glücklich Sein. Ich kann gar
nicht anders sein als ich jetzt bin hier mitten auf dem Atlantik. Ich
muss niemand glücklich machen an Bord. Alle sind motiviert und positiv.
Da wir im Reinen mit uns sind, lachen wir, nehmen fast alles mit Humor -
auch Flauten. Dann IST halt mal Ruhe, Stillstand. Bei Sturm ist
Fortkommen, Weiterkommen. Ich frage nicht mehr, ob oder was jeweils gut
ist. Es ist sowieso so wie es gerade ist. Nicht ich lebe mein Leben,
sondern das Leben lebt mich.
14. Tag: Ich HABE nicht nur dieses eine Leben, sondern ich BIN es. Es
ist nicht zweierlei, das äussere und das Innere Leben. Keine Rolle mehr
spielen müssen, kein Sich-Behaupten-Müssen. Da ich das Leben gar nicht
HABE, kann ich es auch nicht verlieren. Das ist schwer in Worte zu
fassen, weil es ein inneres Bewusstsein ist, dass durch Worte und Euer
Darüber-Nachdenken, vielleicht sogar "beurteilen" , schon wieder aus der
Einheit gerissen wird, getrennt wird von mir.
Die ARC ist uns mit knapp 300 SM "auf den Fersen". Beruhigend, weil im
Notfall Schiffe in Tagesabstand wären, und seltsam, weil wir jetzt mehr
aufpassen müssen, dieses riesige Meer uns nicht mehr allein gehört. Das
Wasser wird immer wärmer, aktuell 28 Grad, die Luft kühlt nachts noch
erfreulich ab, deutlich unter die Wassertemperatur. Das sorgt
regelmässig für Squalls. Heute Nacht waren es mehrere mit teilweise
recht turbulenten, ganz lokalen Windzunahmen und sehr viel Regen für
kurze Zeit. Weil wir keinen Streß auf Segel reffen oder bergen während
der Nacht wollen, segeln wir mittlerweile nachts nur noch mit Fock
(meist trotzdem 4,5-5,5 Kn) und tags holen wir den Parasailor heraus.
Komfort und einigermaßen Schlaf hat Priorität, nicht das Gewinnen eines
Platzes in einer Rally. Wir LEBEN an Bord, statt zu racen und das sehr
bewusst.
Ich schreibe hier, wie ich persönlich die Reise erlebe. Nicht weil ich
mich in den Mittelpunkt stellen möchte, sondern weil Monika und Enrico
ihre eigenen Erlebnisse haben und wenn überhaupt selbst mitteilen wollen
oder auch nicht. Das Erlebte ist auch nicht deckungsgleich. Mal hat der
eine, dann der andere seine Hochstimmung oder Tiefs, oft auch abhängig
vom Schlaf und ob die anstrengende Hundewache von 1-4 Uhr auf dem Plan
stand. Fest steht, das es uns allen ausgesprochen gut geht, einstimmig
haben ich den Auftrag in den Blog zu schreiben, dass es gar nicht besser
gehen könnte. Na, wenn das nichts ist......

Ich brauche die MBs zum Wetter-Laden, kann deshalb nicht öfter
ausführliche emails in den Blog schreiben. Aber dank Eurer Unterstützung
und regelmässigen Wetter-Infos habe ich ein paar Bits gespart und kann
sie hierfür "verbrauchen".
Danke Euch allen noch mal, dass ihr gedanklich mit hier an Bord seid und
euch immer wieder die Mühe macht, über das Satphone zu schreiben.
Manchmal ist eine Nachricht die einzige Abwechslung am Tag - neben dem
Alltäglichen wie Kochen, Waschen, Segel setzen - bergen, Koordinaten
aufschreiben, Logbuch führen usw.