Sonntag, 30. September 2012

Mallorca - Porto Cristo

Der Wind aus der richtigen Richtung kam um 17 Uhr - dann allerdings mit 3m hohen Wellen und 35 Knoten und sehr sehr viel Regen. Thomas hat die Chance genutzt und das Deck geschrubbt mit dem Süsswasser von oben. Und dann ging die Post ab. Kaum Segel oben musste schon das erste und zweite Reff rein. Wir wollten segeln und sind trotz Reffs mit 10-12 Knoten nach Mallorca gerauscht. Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir in Landnähe und um 21 Uhr waren wir in dem vielleicht schönsten Naturhafen (zumindest der Ostküste) Mallorcas, Porto Cristo. Wir haben uns einen Hafen gegönnt, damit morgen der Crew-Wechsel einfacher ist und weil wir froh sind, dass wir den Tramontana (so heisst der gefürchtete NW-Wind in der Düse zwischen Mallorca und Menorca) gut überstanden haben. Zur Belohnung (man muss sich auch mal verwöhnen, wenn etwas gut gelungen ist) waren wir in einem Fischlokal am Stadthafen und haben erstaunlich gut und preiswert gegessen, ein wenig auch schon wieder zum Abschied, denn Thomas ist gedanklich schon wieder in St. Moritz bei seinem Hotel. Jetzt sind wir gerade richtig gut eingespielt, und nun ist die Zeit mit ihm schon wieder um. Morgen werden Raphael und Freya zu uns an Bord kommen, und ich freue mich besonders, dass Bojan, ein erfahrener Berufs-Skipper (www.bomarine.nl) vom 4.-8. Okt. von Mallorca via Ibiza bis nach Malaga mitsegelt, wo er einen Kunden-Termin hat. Wir haben uns beim Ausprobieren des Parasailor-Segels kennen gelernt (für die er der holländische Händler ist) und spontan gut verstanden. Evtl. in Malaga kann dann Enrico am 10. zusteigen. Also, das Schicksal meint es gut und alles passt zusammen. Ich bin darüber sehr glücklich, wie ihr euch denken könnt. Mittlerweile traue ich mir zwar auch Einhandsegeln zu, aber es ist sehr stressig und unnötig riskant.
Mallorca in Sicht bei Sonnenuntergang

Die Wellen knallten gegen den Rumpf und wir wurden nicht nur einmal klatschnass


Es ist immer spannend, bei Dunkelheit in einen unbekannten Hafen einzulaufen.

Was ist los mit dem Wetter?


Na, wir werden wohl heute nur die Nordostspitze von Mallorca evtl. (Cala Rajada) erreichen. Auf der Karte unten ist der rote Kringel in der Mitte die Position von  LIZA um 14 Uhr. Man sieht, wie wir kreuzen mussten (gegen den Wind), später mit Maschine zur Unterstützung mitlaufen lassen, um noch höher am Wind gegenan zu kommen.

oben rechts Menorca, links Mallorca, dazwischen sind wir.


Bonito
Ich weiss, es nervt langsam, dass ich mich immer übbeer das Mittelmeerwetter beklage. Mich nervt es selber auch. Wir sind losgefahren, weil 2-3 Bft von NO, also von HINTEN vorhergesagt  dank meiner Antenne für GSM Empfang, die ich Richtung Mallorca ausgerichtet habe), sind einfach verkehrt. Zygrib (NOAA-Daten GFS Modell) komplett daneben, 180 Grad verkehrt, einen halben Tag lang. Bonito ebenfalls komplett verkehrt (generell habe ich seit Verlassen der Adria beobachtet, dass man bei deren Daten fast immer 50% mehr Wind dazu kalkulieren muss. Wetterwelt (ganz unten) zeigt als Einziger richtig an. Nein, ich bin kein Vertreter von deren Wetterdaten, nur die Kurzwellensoftware MeteoCom zum Empfang von Wetterfaxen macht mir nach wie vor Vergnügen und die vermittle ich auch gern. Ausserdem lag Wetterwelt auch oft genug daneben, wenn Bonito etwas näher an der Wirklichkeit lag. Jedenfalls werden offensichtlich verschiedene Daten als Voraussetzung genommen. Nur wer ist wann richtig? Ich habe ja immerhin den Luxus, die beiden großen kostenpflichtigen Anbieter vergleichen zu können.


Wetterwelt zeigt als Einziger heute die richtige Windrichtung jetzt mit der ger: ade geladenen neuen Datei. Heute morgen war auch vekehrt. Deren Wetterfrösche scheinen am Sonntag jedenfalls zu arbeiten...

Update 14.30 Uhr   Die Gewitter scheinen durch zu sein, es kommt die Sonne raus. Und ich werde mich jetzt nackt ins Netz vorne legen. Thomas schläft, es ist ein Segen, er kann jederzeit sich hinlegen und schlafen. Bei mir dauert das ewig, aber wenn ich sehr müde bin kann ich auch das Nötigste am Tag nachholen. Also, aufwärmen, Sonne. Das wollte ich ja immer und bin froh, dass sie gerade da ist. Denn jetzt freut man sich mittlerweile über die Wärme. Morgens ist es 20 Grad i.d.Regel, und da zieht man schon Pullover an. Ja, wirklich. Ich habe immer über die Südländer gelacht, wenn die im April mit Wintermänteln rumliefen und wiir in einem Frühjahrs-Urlaub natürlich in der Badehose am Strand lagen. Nun friere ich selbst bei unter 20 Grad. Es ist erstaunlich, wie der Körper sich anpasst. Zuhause bräuchte ich wohl auch schon Kamin....
Ihr seht, ich habe Langeweile... Nein, bin froh, dass der Nabel zur Welt, das Internet, wieder geht in Spanien...   Ich hab jedenfalls das Gefühl, ich rede nicht nur mit mir allein. Wir wechseln uns zu Zweit an Bord oft so ab, dass wir gar nicht viel reden. Jeder schläft vor oder nach für die letzte oder die nächste Nacht. Wir wissen ja auch heute nicht , ob der Wind noch dreht oder wir auf dem Meer bleiben.
Also schreibt mir, ich freue mich über jede email, wirklich! Und sonst lese ich in Monikas und meinem z.Zt vlt wichtigsten Buch von Eckahrt Tolle "JETZT": Die Kraft der Gegenwart.

Adiós Menorca

Aufbruch aus der Taulera-Bucht
Die Taulera-Bucht. Das rote Schiff lief beimSturm gestern auf Grund trotz zweier Anker, aber die Segler halten zusammen und haben mit 3 Dingis wieder ins freie Wasser ziehen können.
Wir haben entgegen aller Vorhersagen eine total ruhige Nacht gehabt und brechen bei Regen aus der sehr geschützten Bucht auf. Draussen ist die Welle natürlich gleich wieder höher, aber es klart auf und wir können die imposante Küste noch genießen. Es ist schon ein Vagabundenleben, so ins Blaue (oder Graue) hinein aufzubrechen, nicht zu wissen, wie weit man kommt, wo man ankommt, heimatlos und doch sein Schneckenhaus immer dabei. Ich weiss gar nicht mehr, wie es in 4 geschlossenen Wänden sich so anfühlt. Monika genießt es und das macht mich froh. Ich kann es in meiner Koje nachvollziehen, sie ist auch so ein Rückzugsort. Nur wackeliger....   Ich genieße ein paar sehr intensive Augenblicke - für mich. Und so lange ich es will. ICH es will.   Wir werden übrigens doch eher nur bis Porto Pedro (Ostseite im Süden von Mallorca) kommen heute, der Wind ist nicht so wie angesagt. Jetzt regnet es erst mal wieder cats and dogs. Muss mal Radar anmachen, ist nichts mehr zu sehen nach ca. 20 Metern....  also, an die Arbeit und absenden...