Samstag, 8. Januar 2011

Ein bewegendes Buch: Wellenzeit (natürlich auf einem Katamaran)

Ihr wisst ja, Segelbücher gibt es wie Sand am Meer. Was bleibt den Weltenbummlern auch schon anderes übrig, als nach Jahren da draußen über diese Erlebnisse zu schreiben. Für ein normales Arbeitsleben sind sie verloren, einen Wiedereinstieg in den alten Beruf gibt es nach einer Weltumsegelung selten - oder man hört halt nichts davon. Anyway, das o.g. Buch hat mich berührt, weil Alexandra Schöler-Haring nicht nur wunderbar schreiben kann, sondern lebendig bewiesen hat, dass es auch mit Kind an Bord fantastisch funktionieren kann (Michael, Jan ich kann es euch nur empfehlen, auch wenn ihr euch gerade um eure kleinen Matrosen kümmern müsst...) und weil sie aus der Welt von Theater und Musik kommt, die mir aus 23 Berufsjahren so vertraut war. Gerade deshalb habe ich mir das Buch gekauft, weil es schon besonderen Mut verlangt, diese Bühne zu verlassen und sich in einen See-Nomaden zu verwandeln.

Vor einem Jahr saßen wir dort am Strand in Tropenwärme und aßen Curry. Die Sonne versank pink im Indischen Ozean und das Leben war leicht. Sicher hab ich das Bauchweh vor dem Roten Meer nicht vergessen. Aber es war dennoch leicht.
Werde jetzt nicht anfangen herumzusudern, aber, ehrlich gesagt, die Kälte und die Dunkelheit hierzulande macht uns ordentlich zu schaffen. Früher, vor der Reise, war das auch nervig, aber jetzt, mit dem Wissen dass da irgendwo draußen die Sonne scheint und man barfuß unterwegs ist, nein ich darf nicht daran denken. Weihnachten in den Tropen... wie herrlich das war. Da sieht man wieder: so eine Reise verändert einen schon sehr!
Aber ich sollte wirklich die positiven Seiten hervorheben....
Manchmal denke ich heute, dass uns das Universum oder der Herr der Abenteurer zeigen wollte, dass selbst an den gefürchteten Plätzen und den harten Tagen diese Reise ihren Zweck erfüllte. Offen zu sein für das Neue, neugierig zu sein, tapfer, stark, dankbar. ..Dieses Taumleben, das sich zu Hause in unserer Heimat niemand vorstellen konnte oder wollte. Wo Hektik, Stress, Karriere, Habenwollen keine Bedeutung hatte. Das verschüttet war in uns allen, irgendwo. Und nur wenige würden den Mut haben, es zu wagen, die Leinen loszuwerfen und den Passatwind einzufangen oder einen anderen, neuen Weg zu finden. Viele meinten, nicht das Geld für solch eine Reise zu haben. Fuhren dabei schicke, teure Autos, zahlten ihr Einfamilienhaus ab, kauften das neueste Handy, suchten die besten Ganztagsschulen, Computer, Internetverbindungen. Viele schienen uns für Millionäre zu halten. Dabei gab es hier draußen weit weniger wohlhabende Menschen als zu Hause. Viele haben nur mehr ihr Schiff. Keine Absicherung mehr. Manche sogar Schulden. Haben nur sich und wissen, dass dies hier näher am Leben ist als alles andere.
Peter hatte das schon immer gewusst. Für mich war nie klar gewesen, was Segeln mit Freiheit zu tun haben sollte. Diese elende Abhängigkeit vom Wetter, die Sorge, etwas könnte schiefgehen. Aber war ich je mir, meinem Mann und meinem Sohn so nah gewesen? War ich je so für mich ohne Ablenkungen? Ich fühle mich so klar und rein gewaschen wie nie zuvor. Ich fing noch einmal von vorn an... (Seite 270 im Buch Wellenzeit, z.B. hier erhältlich ) oder lest  im Logbuch oder auf der offiziellen Website http://www.rishomaru.com/