Freitag, 18. November 2011

Sailing is the fine art of getting wet and becoming ill, while going nowhere slowly at great expense

Eine mir zwar nicht unbekannte, aber doch neue Unruhe treibt mich seit Tagen um. Fast als würde es übermorgen mit der ARC losgehen über den Teich. Es ist auch das absehbare Jahresende mit all den Verpflichtungen, Steuern (nee, nicht am Ruder, sondern das Bezahlen an diese modernen Wegelagerer). Das vom Chartergeschäft übrig gebliebene Geld ist re-investiert, ausgegeben, d.h. eigenlich muss es dann losgehen wo alles repariert und optimiert ist.
...Sailing is the fine art of getting wet and becoming ill, while going nowhere slowly at great expense...
Ist es so? Haben wir alles bedacht? In den letzten Tagen standen einige Gesundheits-Checks, Zahnarzt, Überlegungen auf dem Kalender, ob mit einer bevorstehenden kleinen OP eines Bruchs auch der Blinddarm gleich mit raus sollte, usw... Versicherungen kündigen, Auslandskrankenversicherung regeln für Langfahrt, Anwartschaftsversicherung für den Fall eines "Lebens danach", nein, nicht nach dem Tod, sondern VOR dem Tod, aber nach der Auszeit, möglicherweise wieder in Deutschland in die GKV zurück genommen zu werden. Ist ja nicht auszuschließen...
Ich werde still darüber, was es alles zu bedenken gibt und wie unglaublich fest das geregelt ist in unserem Land. Und wehe, man läuft nicht ganz mit dem Strom, sondern ist ein Aussenseiter oder Einzelgänger - Maverick auf Englisch -, auch "Abtrünniger". Es sind viele Erfahrungen, die ich mache, seitdem wir aus dem Hamster-Rad herausgesprungen sind und nicht mehr mitlaufen, wie es die Gesellschaft erwartet. Nur, wer will es wirklich wissen? Ein Wiedersehen mit ein paar früheren Kollegen zeigte mir noch mal deutlich, das sie fast Angst davor haben, der Virus eines anderen Lebens könnte ansteckend sein. Sie wollen nicht ahnen, wie das aussehen könnte, sondern nur wissen, wie sie ihren eigenen Alltag "durchstehen". Es gibt dann nichts zu erzählen. Jeder macht seine eigenen Erfahrungen unter den Seglern, wie mit Freunden, Kollegen, Chefs etc. umzugehen ist. Man kann sich noch über die wirtschaftl. Entwicklung in D. unterhalten, aber selbst dazu hat die arbeitende Mittelschicht gar keine Zeit und Energie. Es läuft irgendwie einfach so weiter.
Mir fällt ein genialer Spruch von Karl Valentin ein: "Es ist schon alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem."
Es ist konsequent, abzulegen - hinter sich lassen.

Ich freu mich über eine email aus dem "virtuellen Nirvana", von eimen Segler, der mit seiner Frau und 2 kleinen Kindern letztes Jahr auf einer winzigen Insel in Kroatien neben uns festmachte und mich über unsere website wiedergefunden hat. Es war sofort Sympathie da, auch wegen Katamaran, aber nicht nur, als hätten wir uns gestern noch gesehen. Mittlerweile segelt Rainer auf eigenem Kiel, auf dem Weg in die Karibik, mit einer Lagoon 410. Und wir tauschen Gedanken und Tipps aus, von den richtigen LEDs bis zum Abwettern von Sturm. Schade, dass seine Elternzeit nächsten Sommer vorbei ist. Einschulung. Jeder hat seine Biographie. Aber alle verbindet eine Energie, diese Träume zu verwirklichen und dafür einiges auf sich zu nehmen.