Donnerstag, 10. Juli 2014

Nordatlantik Segeln

Nach einem Tag wie heute sollte man vielleicht besser kein Logbuch schreiben. Segeln kann traumhaft schön sein und dann einen Tag später sozusagen das Gegenteil. Wir hatten eigentlich vor, nur bis Pleasant Bay zu segeln, aber es ging so wunderbar mit 9 bis 13 Knoten voran, dass wir schon um 11 dort beschlossen, weiterzusegeln, das "Horn" von Cape Breton oder besser gesagt das Cape North anzugehen. Wir hatten viel von der Zusammenkunft der beiden Ströme und den Fallwinden und fiesen Wellen gehört. Aber es ging gerade so gut, also "durch"  bis nächster Hafen Bay St. Lawrence, ein gottverlassener Fischerhafen, in den nach Auskunft der Cheticamper nicht mal die Polizei hinfährt. Die Leute dort hätten ihre eigenen Gesetze. Naja, klang nicht gerade einladend, aber für deine Nacht...?  Als wir mit Motorunterstüzung ums Cap herum waren, bekamen wir dermaßen 30 bis 40 Knoten WInd auf die Nase und natürlich genau aus der RIchtung, wo wir hinwolllten. Was so seltsam war: der Wind war regelrecht heiss wie Wüstenwind und fiel mit einer brachialen Gewalt von den Bergen in unser 2. Reff und Sturmfock, dass es nur so krachte. Ich will es nicht dramatisieren, es war jedoch unmöglich in den Hafen einzulaufen, wir mussten weiter bis Dingwall, in der Hoffnung dass der Wind abends abflaut. Tat er natürlich nicht. Knapp 60 Seemeilen um das Nordkap war einfach zu viel. Vorhergesagte 25 Knoten Wind in Böen 30 auf die Nase bedeuten im Nordatlantik, dass man es sein lassen sollte, denn es  kommt meist 10 Kn doller und dann noch am Kap. Aber was tun, wenn die ganze nächste Woche Südwest bläst? Sehen wir später. Heute haben wir die Nase erst mal voll.




Ich will aber den Eintrag nicht beenden, ohne den wunderschönen Tag gestern mit einer kanadischen Familie an Bord in Cheticamp zu erwähnen. Die sechs aus Ontario (aus dem Ferienhaus) hatten solch eine Freude, dass ich ihre email und die Bilder hier einfügen möchte. Vor allem hat es uns beiden als Team so gut gefallen Ihnen dieses Erlebnis zu ermöglichen. Hier das Abschiedsbild von der Crew:
nach einem tollen Segeltag in Cheticamp am Leuchtturm. photo: Mike
...Thank you for a great afternoon on the boat.  We had such a lovely time.  Being able to catch and eat our fish was priceless.  I hope to do it again sometime.  You and Monica are
Living the dream, and I respect that so much.  We look forward to our last few days at the House.
Attached our some pictures from our fun day together.  Be well
. photo: Mike

. photo: Mike
. photo: Mike

. photo: Mike

zum ersten Mal auf einem Segelschiff und selbst gefangenen Fisch gegessen. . photo: Mike

. photo: Mike

Wir liegen nun in einem tief eingeschnittenen Inlet in Dingwall, südlich des geschichtsträchtigen Cabot Landing Strandes, wo damals die Entdecker, der berühmte Caboto anlandeten. Der Gute hatte sicher nicht mit tausenden Lobsterbojen zu kämpfen wie wir bzw. sie hätten seinem Schiff nichts ausgemacht. Für uns wäre nur eine der unzählbaren Leinen bei knapp 40 Knoten aus der winzigen Hafeneinfahrt gegen uns das Ende gewesen. Mit nur einer Maschine wären wir nicht reingekommen. So viele teilweise kaum sichtbaren (schwarzen) Bojen in einer aufgewühlten See haben wir noch nie gesehen. Und wir wussten nicht, dass hier noch Lobster Saison ist, eigentlich soll sie hier am 2. Mittwoch vom Juli enden. Aber wie gesagt, hier herrschen sowieso eigene Gesetze, hier ist das government ziemlich egal, wenn es ums Überleben geht. Wir warten die heute vorhergesagten knapp 30 Grad und die daraus resultierenden Böen ab, bis morgen der Wind vermutlich einschläft. Aber egal, wir brauchen eine Pause. Vielleicht finden wir Internet um noch ein paar Fussball highlights nachträglich zu schauen. Das spielt hier alles am Ende der Welt überhaupt keine Rolle, aber wir haben uns mit Deutschland doch sehr gefreut. Mal schauen, ob die Jungs das Niveau halten können.