Dienstag, 21. Mai 2013

Oh wie freuen wir uns auf die Ankunft morgen auf Bermuda

Wir haben es geschafft, können mit Fug und Recht behaupten, Liza nach
Bermuda gesteuert zu haben. Am 2. Tag fiel nämlich der Autopilot aus.
Somit blieb uns nichts anderes übrig, als zu zweit Tag und Nacht
abwechselnd zu steuern. Was das bedeutet, weiss jeder Segler, der mal
nur eine halbe Stunde (meist nicht annähernd so gut wie der Autopilot)
versucht hat, den Kurs manuell zu halten. Demenstprechend müde sind wir,
um eine große Erfahrung reicher. Ich habe keine Zeit gehabt, Tagebuch zu
schreiben. Wer nicht "am Rad drehte", hat geschlafen.
Wie wir die Zeit verbracht haben, bleibt unsere Geschichte, die
Verwirklichung unseres gemeinsamen Abenteuers. Es ist uns diesmal nicht
so wichtig, wie groß die Fische waren, wie viele Delfine uns begleitet
haben usw. Aber wir haben uns sehr gefreut über die Delfine, nach so
viel Pech mit der Technik und dass zudem am 3. Tag ein wirklich riesiger
Schwertfisch (!!) verloren ging, weil die hochwertige Angel (für Fische
bis 200 kg) nach fast einer halben Stunde hereinziehen brach. Ich
versuchte die letzten Meter mit Leine sichern auf der Klampe, aber
zuletzt riss dann noch das Stahlvorfach (wo der Köder dran hängt) und
wir sahen zu, wie der Fisch davon schwamm, der uns im Wasser so groß wie
unser Körper erschien (ok, vielleicht ohne Kopf ;-) Die Delphine
brachten vielleicht das Glück, dass ich nach einiger Zeit auf hoher See
bei viel Welle im Motorraum verbringend den Fehler im hintersten Winkel
fand und zu mindest improvisieren konnte, so dass der Autopilot seit
gestern zumindest temporär wieder ansprechbar ist, behelfsweise mit
Motor-Öl befüllt (die Hydraulikpumpe verlor Öl, weil ein unerklärlicher
Bruch im Ölbehälter auf der RÜckseite versteckt die Ursache war). Wir
wissen nun auch, was der Unterschied ist zwischen theoretisch idealen
Segelbedingungen 15-20 Knoten in Küstennähe oder mit Rückenwind und
15-20 Knoten Halb-bzw. Gegenwind mit 2m Welle von vorn, während ein
ausgeprägtes Hoch ein Wolkenband vor sich herschiebt, das nicht nur
kräftig ausregnete, sondern wie die Squalls auf dem Atlantik schnell mal
10 Kn mehr Wind mit sich bringt. Mit dem Unterschied, dass der Spuk
nicht wie gewohnt kurz darauf vorbei war, sondern erst nach einem ganzen
Tag bzw. einer ganzen Nacht, zudem von Hand zu steuern. Also, ich denke,
zusammen mit der vergleichsweise sehr viel anspruchsloseren
Atlantiküberquerung haben wir nun unsere Feuer- nein Wasser- oder
Wind-Taufe bestanden. Und wir haben noch einmal mehr Respekt vor dem
Meer und seinen Launen bekommen. Aber eben auch das gute Gefühl, dass
wir die Situation gemeistert haben. Nun freuen wir uns auf Ausschlafen,
nachdem die berühmte Bermuda-Bürokratie sicher auch nicht schlimmer
wird, als in die USA einklarieren. Und dann heißt es mal wieder ein paar
Dinge reparieren, außer dem Autopiloten - so hat der Tag Segeln bei Böe
und harter Welle von vorn das vor der Segelfahrt noch neu gekaufte Fall
des 1. Reffs so beansprucht, dass es an der Austrittsstelle aus dem Baum
gerissen ist - natürlich im Baum verschwunden. Muss also neu eingezogen
werden. Aber daran denke ich, wenn wir etwa morgen nachmittag ankommen,
hoffentlich bei Tageslicht, denn jetzt lässt der Wind wieder nach. Aber
wir werden dann motoren, zumal wir bisher erst 16 Std. pro Maschine vom
Diesel Gebrauch machen mussten)
Das ist nur mal ein kurzer Lagebericht von der zufriedenen, vorfreudigen
Liza-Crew, den ich schnell vom PC mit abschicke, da wir gerade davon die
Einklarierungsformulare vorab per Inmarsat senden.