Sonntag, 26. Februar 2012

Warum in Abenteuer stürzen?

Ich hatte nicht den Anspruch, alle "kleinen" Atlantik-Überquerer aufzulisten, als ich diesen Blog am 14. Janura schrieb.... Und ich möchte auch nicht weiter die Erlebnisse verfolgen, die Abenteurer mit noch viel kleineren Segel-Booten gemacht haben - oder gerudert sind, wie Janice, die gerade nach 90 Tagen auf See in Barbados angekommen ist und am liebsten wieder aufs Meer in ihre "sichere Koje" flüchten möchte, weil die Welt darin nicht so rasant und gefährlich ist, wie an Land, oder über den Atlantik surfen wie die 28-jährige Sarah Hebert, die am 22. Febr. 2012 mit Herzschrittmacher auf dem Surfbrett rüber segelt und hoffentlich gut ankommt. Warum machen das immer öfter auch immer jüngere Frauen, die sich gar nicht mal etwas beweisen müssen, sondern einfach das tun, was sie tun möchten.

So auch der beeindruckende Yrvind aus Schweden, der diesen Medien-Hype nicht mitmacht, sondern fast unbemerkt in seiner 4m-Nussschale letzten November rüber gesegelt ist. Er schreibt nicht viel auf seiner Seite, "The sea has to be experinced to be be able to make a true impression, experienced through a long time, not just raced through" - die Bilder und Erlebnisse wirken ohnehin nur auf denjenigen wirklich, die es selbst erlebt hat. Und denen braucht man nicht mehr zu schreiben. Was sie alle antreibt, ist der Wunsch, sich zu erfahren, die Angst zu überwinden. Das Glücksgefühl, wenn das gelungen ist, kann man nicht teilen, nicht kaufen, eigentlich auch nicht authentisch in Werbe-Kampagnen oder Blogs verkaufen. Diese Blogs sind für diejenigen, die noch dabei sind, ihr Schiff auszurüsten, oder für die Daheim-Gebliebenen, die den Mut vielleicht nicht haben, ihr Hab-und-Gut in ein Schiff zu stecken, oder Verantwortung für Menschen übernommen haben, die sie (noch nicht) zurück lassen können.
Tom Williams
 So unterschiedlich, wie die Menschen Jäger oder Ackerbauern - Typen sind, so unterschiedlich ist ihre Selbsterfahrung. Und wieder muss es jeder für sich selbst heraus finden, ob er oder sie mit den Haifischen auf Augenhöhe, oder Einhand gegen den Wind nonstop um die Welt, oder einfach verantwortungsvoll aus einer Familienbeziehung heraus die "kleine Weltumsegelung", die Atlantikroute wagt, oder sich dem größten Abenteuer stellt, für Mitmenschen dazusein. Es gibt kein objektives Abendteuer, jeder hat seine Vor- und Nachgeschichte, viel oder wenig zu verlieren, altersabhängig den Blick nach vorn oder nach hinten gerichtet. Warum schauen wir im Alter immer öfter zurück in die Vergangenheit? Weil in der Zukunft das nahe Ende wartet.
Wir haben alle Angst zu sterben, wie Tom Williams mit seinem engl. Humor beim Loswerfen der Leinen sagte, noch mehr Angst habe er aber davor, nicht zu leben. Er hat es allein und single handed über den Atlantik geschafft und will direkt weiter die Nordroute über die Azoren zurück, wenn es ihm die Auszeit von seinem Rettungssanitäter-Job erlaubt.