Donnerstag, 11. Oktober 2012

Enrico an Bord gekommen

Enrico repariert einen Bolzen in den Rutschern
Kaum hat sich der dichte Nebel hier verzogen, ist Enrico an Bord gekommen und geht direkt zur Hand, wie ihr seht. Er muss übrigens nicht noch mal wie ursprünglich geplant von den Kanaren 2 Wochen abreisen und vor der Atlantiküberquerung unterbrechen, sondern kann nun "bis Weihnachten" bleiben, oder bis ich ihn von bord werfe, wie er sagt ;-) 
Es ist wieder sonnig, 27-29 Grad - und der Wind weht kräftig von West. Wir werden warten, bis er auf Ost dreht, so auch von Michael (Linocat) geraten. Wir sind ja nun wirklich gut im Zeitplan, und können deshalb während der Wartezeit hier in Benalmadena z.B. das Rigg checken lassen. Mir gefällt es nicht, dass jedes Mal nach einem Tag kräftig Wind am Mastfuss Aluminium-Abrieb entsteht. Die Wanten machen mir (obwohl von Waypoint - Charterbasis als gut befunden) einen zu lockeren Eindruck. Bojan kennt noch auf den Kanaren einen guten Rigger (jacktherigger), der sich das spätestens noch mal vor der Überquerung ansehen kann. Ich bin vielleicht übervorsichtig, aber dafür bleibt auch hoffentlich manches erspart, wie z.B. der X-Yacht, die kürzlich in den Hafen kam - ohne Mast.
X-Yacht mit abgeknicktem Mast.
Da war das Backstag vor dem Wind gerissen - bei einem Rennen , ohne Reff.  Es hat auch hier wieder ziemlich gestürmt, die Unwetter der Costa del Sol in Andalusien kann man im Internet nachlesen. 10 Tote, 200 Ltr. Wasser pro qm in Cadiz usw. Man merkt es noch daran, das extrem viel Bambus und Holzstämme herumtreiben. Auf der Herfahrt hatten wir uns schon über oft hunderte Meter breite Treibholzstreifen gewundert, wussten gar nicht, wie wir da durch kommen sollten. Ein anderes Phänomen waren an manchen Stellen unzählige Quallen, die auf unseren Nachtfahrten gespenstisch leuchteten, wenn wir mit dem Schiff da durch fuhren, wie leuchtende Luftballons unter Wasser, als Leuchtstreifen hinter uns her. Das Ergebnis sah ich jetzt erst: die Seewasserfilter für die Dieselmotorenkühlung waren eine einzige Gellee-Masse. Also reinigen... Öl-Kontrolle usw usw. 

Waschtag: überall hängt Bettwäsche, Laken, usw. Habe mir beim Auswringen wieder das Handgelengt verknaxt.. Monatelang keine Verletzung und jetzt bin ich echt beeinträchtigt - durch Hausarbeit
Der Ausblick von LIZA im Panorama. Ganz rechts noch der Raddampfer, ganz links das hafenbüro mit Coast-Guard und Videoüberwachung unseres Platzes, was den Sandalen-Klau nicht verhindert hat..
Überhaupt: 
meine "Alleinzeit" habe ich dazu als Hausmann verbracht mit viel Waschen, Putzen, reparieren, sortieren, räumen. Ich war so beschäftigt, dass ich gar nicht mitbekommen habe, dass jemand meine Straßensandalen vor dem Schiff mitgenommen hat. Ich werde nun doch immer alles wegschließen und nachts die Luken zu machen, auch wegen der Kakerlaken, die es leider auch hier schon wieder gibt. Sie passen zwar (so groß wie sie sind) nicht durch die Mückengitter, aber eigentlich wollte ich mir nicht hier schon welche an Bord holen....  Ok, klingt nicht gerade erbaulich, ist aber auch Bordalltag. Ansonsten genieße ich mit Enrico in aller Ruhe zu planen, was wir in den nächsten Tagen und Wochen tun. Wir sind beide ziemlich ruhige Kameraden, die auch ihre ganz eigene Auszeit brauchen und so verstehen wir uns gut. Jeden Tag nehmen wir uns 1-2 Stunden Zeit für Einweisung und am liebsten würde er schon los segeln

Noch mal der Raddampfer hinter LIZA, der mich immer wieder fasziniert. Wie der wohl hier her gekommen ist....