Sonntag, 30. September 2012

Mallorca - Porto Cristo

Der Wind aus der richtigen Richtung kam um 17 Uhr - dann allerdings mit 3m hohen Wellen und 35 Knoten und sehr sehr viel Regen. Thomas hat die Chance genutzt und das Deck geschrubbt mit dem Süsswasser von oben. Und dann ging die Post ab. Kaum Segel oben musste schon das erste und zweite Reff rein. Wir wollten segeln und sind trotz Reffs mit 10-12 Knoten nach Mallorca gerauscht. Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir in Landnähe und um 21 Uhr waren wir in dem vielleicht schönsten Naturhafen (zumindest der Ostküste) Mallorcas, Porto Cristo. Wir haben uns einen Hafen gegönnt, damit morgen der Crew-Wechsel einfacher ist und weil wir froh sind, dass wir den Tramontana (so heisst der gefürchtete NW-Wind in der Düse zwischen Mallorca und Menorca) gut überstanden haben. Zur Belohnung (man muss sich auch mal verwöhnen, wenn etwas gut gelungen ist) waren wir in einem Fischlokal am Stadthafen und haben erstaunlich gut und preiswert gegessen, ein wenig auch schon wieder zum Abschied, denn Thomas ist gedanklich schon wieder in St. Moritz bei seinem Hotel. Jetzt sind wir gerade richtig gut eingespielt, und nun ist die Zeit mit ihm schon wieder um. Morgen werden Raphael und Freya zu uns an Bord kommen, und ich freue mich besonders, dass Bojan, ein erfahrener Berufs-Skipper (www.bomarine.nl) vom 4.-8. Okt. von Mallorca via Ibiza bis nach Malaga mitsegelt, wo er einen Kunden-Termin hat. Wir haben uns beim Ausprobieren des Parasailor-Segels kennen gelernt (für die er der holländische Händler ist) und spontan gut verstanden. Evtl. in Malaga kann dann Enrico am 10. zusteigen. Also, das Schicksal meint es gut und alles passt zusammen. Ich bin darüber sehr glücklich, wie ihr euch denken könnt. Mittlerweile traue ich mir zwar auch Einhandsegeln zu, aber es ist sehr stressig und unnötig riskant.
Mallorca in Sicht bei Sonnenuntergang

Die Wellen knallten gegen den Rumpf und wir wurden nicht nur einmal klatschnass


Es ist immer spannend, bei Dunkelheit in einen unbekannten Hafen einzulaufen.

Was ist los mit dem Wetter?


Na, wir werden wohl heute nur die Nordostspitze von Mallorca evtl. (Cala Rajada) erreichen. Auf der Karte unten ist der rote Kringel in der Mitte die Position von  LIZA um 14 Uhr. Man sieht, wie wir kreuzen mussten (gegen den Wind), später mit Maschine zur Unterstützung mitlaufen lassen, um noch höher am Wind gegenan zu kommen.

oben rechts Menorca, links Mallorca, dazwischen sind wir.


Bonito
Ich weiss, es nervt langsam, dass ich mich immer übbeer das Mittelmeerwetter beklage. Mich nervt es selber auch. Wir sind losgefahren, weil 2-3 Bft von NO, also von HINTEN vorhergesagt  dank meiner Antenne für GSM Empfang, die ich Richtung Mallorca ausgerichtet habe), sind einfach verkehrt. Zygrib (NOAA-Daten GFS Modell) komplett daneben, 180 Grad verkehrt, einen halben Tag lang. Bonito ebenfalls komplett verkehrt (generell habe ich seit Verlassen der Adria beobachtet, dass man bei deren Daten fast immer 50% mehr Wind dazu kalkulieren muss. Wetterwelt (ganz unten) zeigt als Einziger richtig an. Nein, ich bin kein Vertreter von deren Wetterdaten, nur die Kurzwellensoftware MeteoCom zum Empfang von Wetterfaxen macht mir nach wie vor Vergnügen und die vermittle ich auch gern. Ausserdem lag Wetterwelt auch oft genug daneben, wenn Bonito etwas näher an der Wirklichkeit lag. Jedenfalls werden offensichtlich verschiedene Daten als Voraussetzung genommen. Nur wer ist wann richtig? Ich habe ja immerhin den Luxus, die beiden großen kostenpflichtigen Anbieter vergleichen zu können.


Wetterwelt zeigt als Einziger heute die richtige Windrichtung jetzt mit der ger: ade geladenen neuen Datei. Heute morgen war auch vekehrt. Deren Wetterfrösche scheinen am Sonntag jedenfalls zu arbeiten...

Update 14.30 Uhr   Die Gewitter scheinen durch zu sein, es kommt die Sonne raus. Und ich werde mich jetzt nackt ins Netz vorne legen. Thomas schläft, es ist ein Segen, er kann jederzeit sich hinlegen und schlafen. Bei mir dauert das ewig, aber wenn ich sehr müde bin kann ich auch das Nötigste am Tag nachholen. Also, aufwärmen, Sonne. Das wollte ich ja immer und bin froh, dass sie gerade da ist. Denn jetzt freut man sich mittlerweile über die Wärme. Morgens ist es 20 Grad i.d.Regel, und da zieht man schon Pullover an. Ja, wirklich. Ich habe immer über die Südländer gelacht, wenn die im April mit Wintermänteln rumliefen und wiir in einem Frühjahrs-Urlaub natürlich in der Badehose am Strand lagen. Nun friere ich selbst bei unter 20 Grad. Es ist erstaunlich, wie der Körper sich anpasst. Zuhause bräuchte ich wohl auch schon Kamin....
Ihr seht, ich habe Langeweile... Nein, bin froh, dass der Nabel zur Welt, das Internet, wieder geht in Spanien...   Ich hab jedenfalls das Gefühl, ich rede nicht nur mit mir allein. Wir wechseln uns zu Zweit an Bord oft so ab, dass wir gar nicht viel reden. Jeder schläft vor oder nach für die letzte oder die nächste Nacht. Wir wissen ja auch heute nicht , ob der Wind noch dreht oder wir auf dem Meer bleiben.
Also schreibt mir, ich freue mich über jede email, wirklich! Und sonst lese ich in Monikas und meinem z.Zt vlt wichtigsten Buch von Eckahrt Tolle "JETZT": Die Kraft der Gegenwart.

Adiós Menorca

Aufbruch aus der Taulera-Bucht
Die Taulera-Bucht. Das rote Schiff lief beimSturm gestern auf Grund trotz zweier Anker, aber die Segler halten zusammen und haben mit 3 Dingis wieder ins freie Wasser ziehen können.
Wir haben entgegen aller Vorhersagen eine total ruhige Nacht gehabt und brechen bei Regen aus der sehr geschützten Bucht auf. Draussen ist die Welle natürlich gleich wieder höher, aber es klart auf und wir können die imposante Küste noch genießen. Es ist schon ein Vagabundenleben, so ins Blaue (oder Graue) hinein aufzubrechen, nicht zu wissen, wie weit man kommt, wo man ankommt, heimatlos und doch sein Schneckenhaus immer dabei. Ich weiss gar nicht mehr, wie es in 4 geschlossenen Wänden sich so anfühlt. Monika genießt es und das macht mich froh. Ich kann es in meiner Koje nachvollziehen, sie ist auch so ein Rückzugsort. Nur wackeliger....   Ich genieße ein paar sehr intensive Augenblicke - für mich. Und so lange ich es will. ICH es will.   Wir werden übrigens doch eher nur bis Porto Pedro (Ostseite im Süden von Mallorca) kommen heute, der Wind ist nicht so wie angesagt. Jetzt regnet es erst mal wieder cats and dogs. Muss mal Radar anmachen, ist nichts mehr zu sehen nach ca. 20 Metern....  also, an die Arbeit und absenden...






Samstag, 29. September 2012

Morgen, Sonntag auf nach Mallorca

Mein Neffe und Freundin konnten heute nicht nach Menorca zu uns an Bord kommen, also fahren wir Raphael und Freya entgegen.
Die kaputten Relais für beide Volvo-Diesel konnte ich von Bosch baugleich nach 2 Stunden Suchen mit dem Fahrrad im Industriegebiet im Autozubehör finden. Volvo-Penta hatte sie nicht vor Ort. Bestellen - ca. 5 Tage und 20 Euro Fracht. Enrico bringt die Originalteile noch mal mit. Aber ich wollte nicht so lange warten. Nun springen die Motoren wieder sofort an, was bei Sturm und Ankerauf-Manövern nachts sehr beruhigend ist. Es ist schon mühsam, ohne Auto auch das Einkaufen zu bewerkstelligen, aber es geht
Irgendwo etwas nordwestlich des südlichen Zipfels von Mallorca würde ich gern in einer Bucht ankern, z.B. Es Trenc. Sollte mit dem Wind auch klappen. Wenn das angesagte Gewitter (natürlich wieder mit Sturm) uns heute nacht weckt, fahren wir direkt los, statt im Ankerfeld auf slippende Schiffe zu wachen. Ohne Segel, ablaufen vor dem Wind geht fast immer. Aber vielleicht kommt es gar nicht so. Also bis Malle, melden uns von dort wieder.

Menorca - Mahon

Das Leben könnte an Land so einfach sein..... und doch ist es eine gute Erfahrung

Seit Stunden warte ich genervt auf einen spanischen Internetstick. Eigentlich wollte ich nur kurz weg von LIZA, aber nun komme ich stundenlang nicht zurück, weil es so stürmt, das ich nicht mal das kleine Bordfahrrad wieder einladen könnte. Ich bin seit Monaten mal ganz allein. Mit aller Kraft vergesse ich die anstrengeden Stunden der letzten 2 Nächte zwischen Sardinien und Menorca, lache bei dem Gedanken an den ersten fliegenden Fisch meines Lebens, der ein paar mal neben mir aus dem Meer sprang, als wollte er mir sagen: Hey, du kannst auch als Fisch fliegen, es ist ganz leicht, musst nur kräftig abspringen.



Und als ich darüber nachdenke, kommt ein spanisches Paar mit einem Kind aus derTür auf dem unteren Foto und sagt,, ich brauch  mir keine Sorgen machen um das Dingi in den Wellen, sie passen auf. Dann gibt mir die Kleine etwas zu trinken und zu essen.. es ist so irreal, als würde ich es träumen, aber es ist wahr. Wieso passiert das gerade wo ich mich so allein fühle. Egal, ich nehme es als gutes Zeichen.. Was bleibt, ist etwas Wehmut, das das Leben an Land in dieser kleinen Bucht als Familie etwas bezauberndes hat.  Das habe ich auch haben dürfen und noch immer ist Familie das Wichtigste.

So, auf zum Internet, damit ich wieder Kontakt haben kann --- und Wetter

Mittlerweile habe ich den Stick, kann also wieder normal meine emails abrufen. Ich bin ja doch nicht ganz raus aus einem gewissen Pensum Arbeit, es gibt noch einiges nebenbei zu regeln. Das "erdet" auch, man bleibt mit der Welt ausserhalb des Bordlebens verbunden. Ich brauche das mehr, als ich dachte. Prompt kann ich auch Kontakt mit meinem Cousin Raphael und Freundin Freya halten, die versuchen, heute an Bord zu kommen oder wenn wir morgen nach Mallorca aufbrechen, wo Thomas am 2. wieder abfliegen muss. Die Zeit vergeht so schnell...

Heute Nacht hies es wieder im Dunkeln Anker hoch. Der Wind hatte 180 Grad gedreht. Weil der Anker dann in der Regel nicht mehr gut liegt, sondern sich ausgegraben hat, haben wir lieber gleich neu geankert, auf der anderen Seite der Bucht. Wenige Minuten nach dem Entschluss ging wieder ein Gewittersturm mit 34 Knoten max. los, und alle, ja ALLE Schiffe in der Bucht fingen an zu slippen, mussten umankern, und zwei liefen auf Grund. Sie kamen erst im Hellen mit der Hilfe anderer Segler wieder frei.



Donnerstag, 27. September 2012

20 SM vor Menorca

Wir haben es geschafft, Details später, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. I-Verbindung über BGAN Sabre  hergestellt (auf offener See kein Problem mit dem Schaukeln!). Isatphone Gribfile Download funktioniert bei mir auch nicht mit Windows 7. Ludger.
Werde in Menorca nach einr Daten-Sim Ausschau halten und melde mich dann "normal"

Dienstag, 25. September 2012

Kurs West

Wir sind um 21 Uhr gestartet nach Menorca mit gutem 4-5er Wind und einem Reff, damit wir es etwas ruhiger haben in der Nacht.

Morgen nach Menorca?

Das Wetter klarte sich wieder etwas auf, nach kräftigem Wind und Regen und zwei erholsamen Nächten in Calasetta wollen wir morgen aufbrechen. Jetzt gerade regnet es aber wieder heftig. Das Grau erinnert an Holland früher mit unserem Holzboot in Koudum. Nur ist es hier wärmer. Zwei defekte Startrelais von den Motoren konnten wir zwar ebensowenig besorgen, wie die Risse in der Fog nähen lassen, aber die Maschinen starten widerwillig auch ohne Vorglühen, bzw. Thomas hat eine Idee, die Relais zu überbrücken, und wir haben das alte Vorsegel wieder drauf, um das drei Jahre alte "Neue" bei nächster Gelegenheit nähen zu lassen. Ich habe es nie im Wind schlagen lassen, aber die letzten Stürme haben an der Fock ebenso gezerrt, wie an unseren Nerven...
Der Hafen Calasetta ist ein kleiner Kreis von "harten Männern", die fast alle ohne Frauen seit Ewigkeiten auf Ihren Schiffen leben und sich durch die Welt reparieren. Ich habe ja schon damit gerechnet, dass es bei uns auch nicht ohne geht (ich meine ohne Reparieren). Ich stelle fest, dass es mir wie vielen anderen Seglern auch keinen Spass macht, sich im Internet auf die Suche zu begeben, wer einem welche Ersatzteile wohin liefern könnte. Naja, das ist halt alles Teil der Erfahrung, die dazu gehört. Hofferntlich ist vor allem der Wind ok. Stabil ist das Wetter ja immer noch nicht wirklich. Eigentlich habe ich noch keinen Segler getroffen, der sich positiv über das Mittelmeer geäußert hat. Seltsam, dass ich das so falsch eingeschätzt hatte vor dem Losfahren, obwohl ich ja letztes Jahr bereits die Erfahrung gemacht habe, dass wir sehr viel motoren mussten mit AQUA von Barcelona nach Rovinj, oder auch gelegentlich mal Wind hatten, dann aber auch schnell zu viel. Aber das war noch die andere Richtung. Bei vorhersschendem Westwind ist es Richtung Gibraltar halt oft gegenan..Ob das Spaß macht, kann ich noch nicht sagen. Will darüber auch jetzt nicht nachdenken, wo erstmal wieder gut 200 Seemeilen in den nächsten Tagen anstehen. Ich will mal versuchen, überhaupt nicht mehr zu beurteilen, ob dieser Teil der Langfahrt meine Erwartungen erfüllt oder nur ein Transfer des Schiffes ist. Ich möchte halt gern den Augenblick genießen, also "Der Weg ist das Ziel". Das ist aber leichter gesagt, als getan. It is all part of my experience... 
Gestern interessierte sich ein Hotelier aus Calasetta sehr für LIZA, sucht einen Katamaran....   Nein, ich denke nicht wirklich darüber nach ! Aber seltsam sind all die Prüfungen des Schicksals schon, oder? Bilde ich mir das nur ein?

Sonntag, 23. September 2012

Sardinien erreicht

Thomas und im Hintergrund Sardiniens Südwestspitze
Nach einer guten und schnellen Überfahrt haben wir Sardinien schon in Sicht und Internet-Emfangsnähe ;-) Wir möchten noch um die Südwestspitze herzum nach Calasetta, weil es morgen wieder 5 Bft von West geben soll. Da möchten wir lieber im schon bekannten Hafen sein statt in sehr offenen, exponierten Buchten,  und auf das vielleicht sich bald öffnende Wetterfenster nach Mallorca warten. Wir sind bis etwa 3 Uhr sehr gut voran gekommen, aber jetzt ist der Wind erst mal weg und wir motoren. Heute morgen hatte ich ein erzählenswertes Erlebnis: Mit Sardinien in Sichtweite sah ich einige flaschenähnliche Teile im Wasser schwimmen und ärgerte mich schon über den Müll in Landnähe. Erst als ich in die Nähe mehrerer dieser Treibstücke kam, waren ein paar plötzlich weg und dann sah ich aus nächster Nähe, dass es ungefährt 50cm große Schildkröten waren, die offenbar an der Oberfläche schliefen. Tja, tut mir leid, dass ich erst mal an Müll gedacht habe, aber es sah wirklich so aus und ist auch nicht so selten, oder wahrscheinlicher sogar als lauter Meeres-Schildkröten.
Thomas und ich haben viel Spaß an Bord, ein paar schöne Gespräche und halt abwechselnd Wache und Schlafen. 

 (Nachtrag: es wird etwas später heute mit der Ankunft, wir rechnen 22 Uhr in Calasetta)

Freitag, 21. September 2012

Auf nach Sardinien

Morgen, Samstag, um 5 Uhr gehen die Drei von Bord und Thomas und ich brechen gleichzeitig auf nach Sardinien. Alle ist gut so und auch der Wind versprich gut zu werden, fast von hinten. Der Tracker wird ein paar mal die Position melden, und ansonsten wird es etwas ruhiger hier im Blog, bis wir uns aus Landnähe wieder melden.

Mittwoch, 19. September 2012

Sciacca - Marsala

Der Hafen Sciacca war zum Schlafen völlig unbrauchbar. Die ganze Nacht kamen grooße Trawler rein und raus und jeder machte eine Welle, dass der ganze Steg einen halben Meter hin und her schlug. Jede Stunde auf die Uhr schauen - da ist mir klar geworden, dass die dauernde Müdigkeit (über die ja auch die Jugend "klagt") mit dafür verantwortlich ist, dass wir manchmal keinen Antrieb mehr haben, weil sozusagen die menschl. Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind. Dann nützt ein toller Anblick z.B. auch nichts mehr, man will nur noch schlafen. Trotzdem sind wir gestern abend in die Stadt gegangen und haben die Altstadt Sciacca genossen, die vom ersten Eindruck vom Meer aus gar nicht so schön war. Aber überall gab es Kermaik-Werkstätten (die Stadt muss berühmt sein dafür) und ein herrschaftlichen Platz mit Blick über die Marina. Wir waren auch erfreut, dass die Gassen viel sauberer war, als alles bisher auf Sizilien Gesehene. Also, es geht schon...   Dafür stank der Hafen so abartig nach Fisch und Müll, dass wir heute früh gleich wieder aufgebrochen sind und knapp zwei wunderbare Stunden mit Parasailor gesegelt sind. Der Wetterbericht sagte zwar Wind von der Seite und später von vorn voraus, aber wie ihr auf den Bildern seht, kommt er von hinten und treibt trieb uns bis nach Marsala. Es war so ein wunderbares Segeln heute. Die ganze Strecke mit Parasailor, schneller als mit Motor so dahinrauschen. Ich nehme es dankbar auf, ohne mich zu fragen, warum der letzte Segeltag für die drei so schön sein sollte, warum nicht früher...  Ich selbst habe es auch so gebraucht, mal wieder richtig zu segeln. Das ist es, was ich so gern wollte. Es war einfach zu viel anderes dazwischen in den letzten Wochen, was die Laune gündlich verhagelt hatte, aber heute bin ich drüber weg, dass ich das noch mit meiner Capitana erlebt habe.


Dienstag, 18. September 2012

Aufbruch - Sciacca

Marina Sciacca,  Circolo Nautico Il Corallo, nur  35,- /Nacht, aber viel Schwell
Trotz aller Warnungen der "alten" Langfahrtsegler haben wir uns (mit schlechtem Gewissen) heute früh auf den Weg gemacht, um Monika, Corinna und Florian Richtung Trapani zum Flughafen zu bringen und Thomas dort aufzunehmen, der mich glücklicherweise die nächsten Wochen unterstützt. Immerhin haben wir 50 Seemeilen geschafft. Es war für kurze Zeit richtig schönes Segeln, und anschließend Motoren, aber fast ohne Welle (statt der von gestern angekommenen Seglern berichteten 1,5 Meter und für heute prophezeit,  weil sich das Meer so schnell niemals beruhigt.... Man muss sich wirklich letztlich allein entscheiden und nicht zu sehr verrückt machen lassen. 
Ja, es geht weiter und so ist es gut. Mit etwas Glück und viel viel segeln kann ich mit Thomas und später ab der 2. Oktoberwoche mit Enrico einige Meilen aufholen und Monika im Atlantik wieder an Bord nehmen. Ich hatte keine Lust, das Mittelmeer noch einmal 2013 eine Sommersaison lang ab April mit seinen Wind-Launen und Hitzeperioden zu besegeln und dann erst ein Jahr verspätet über den Teich zu kommen. Wir verstehen jetzt, warum so viele Segler jahrelang unterwegs sind. Man muss in ganz anderen Dimensionen denken.

Montag, 17. September 2012

Valle Dei Templi, Agrigento

Warten auf den Bus in Licata, der aber nicht fuhr.....






ca. 600 Jahre alte Olivenbäume
wie vor zweieinhalbtausend Jahren... ausser der hässlichen Stadt im Hintergrund
Nachdem vorgestern zusätzlich zur Müllabfuhr auch noch die Busse streikten haben wir uns gestern statt Bus einen Leihwagen genommen und sind in das Valle Dei Templi Agrigento, in das Tal der Tempel gefahren. Das war gut, mal auf andere Gedanken zu kommen, aber auch objektiv sehr beeindruckend. Ich wusste nicht, dass die griechischen Tempel aus dieser Zeit ab 580 vor Christus auf Sizilien besser erhalten sind, als in Griechenland selbst. Sie haben in dieser Form Erdbeben und Kriege überstanden und mussten selbst der Christianisierung nicht zum Opfer fallen. Einflussreiche Bischöfe hatten sie ins Christentum integriert, vielleicht wissend, dass man die alte heidnische Götterverehrung nicht einfach vernichten, sondern besser "umbauen" kann. Der Blick auf das Meer im Hintergrund, die ca. 600 Jahre alten Olivenbäume auf den Feldern ringsherum, sowie die reifen Mandeln von den Bäumen essen, hatte etwas biblisches und friedliches, das mir gut tat. Wir waren alle vier dennoch erschlagen von diesen Monumenten menschlichen Glaubens, den vielen Eindrücken und der Hitze. Ja, die regenreiche Kaltfront ist durchgezogen, hat hier auf Sizilien zweistellige Millionenschäden hinterlassen, das Wetter wieder ruhig und sonnig, und hoffentlich löst sich bald der Knoten im Hirn, wie es weitergeht mit LIZA.
Am besten wäre es, in den nächsten Wochen weit Richtung Balearen zu kommen und nicht mehr einen solchen 1000-Meilen-Berg vor sich zu haben, der natürlich bedrückt. Hoffentlich kann Thomas sich bald im Hotel frei machen und mit seiner Segel-Lust zu einem "Meilentörn" motivieren, also einfach wochenlang segeln, welches Monika unterbricht und zum Atlantik wieder zusteigt. Ansonsten wird LIZA wirklich in Sizilien und wir beide für eine Weile in Kanada überwintern und alles Erlebte verarbeiten.     


Corinna und Flo knacken Mandeln frisch von den Bäumen gefallen
Einer von hunderten Müllbergen in der Stadt, die auch in den nächsten Tagen nicht beseitigt werden, denn die Müllabfuhr streikt bzw. die Kommunen wollen den hohen Preis nicht bezahlen. Ratet mal, wer die Müllabfuhr auf Sizilien in der Hand hat...    Ich will aber noch mal nach 10 Tagen auf Sizilien betonen, dass ich hier die freundlichsten Menschen im ganzen Mittelmeer erlebt habe. Wirklich!

Freitag, 14. September 2012

So sieht`s hier heute aus in Licata

Der Anfang des Videos ist noch auf dem Weg hierher, aber dann ab der Mole ist die Hafeneinfahrt nach Licata zu sehen. Es war so stürmisch mit Hagel, dass wir erst mal hinter der Mauer in Deckung gingen. Am Ende aus dem Schiff gefilmt waren es knapp 40 Knoten Wind.

???

Es kam noch heftiger heute Nacht, die Masten der Einrumpfschiffe hatten alleine vom Wind her eine Neigung (Krängung) wie sonst beim Segeln. Der heftige Regen prasselte die ganze Nacht auf das Deck. Corinna und Flo haben zwischendurch geschlafen, aber wir beiden denken immer ans Schiff, können uns nicht wie auch frühere Gäste es taten, uns einfach hingeben, darauf verlassen, dass Skipper & Co schon für alles sorgen. Wir werden wach, wenn der ganze Mast vibriert, treffen uns draußen beim Checken der Leinen und ob wir noch genug Abstand zum Steg haben, weil der Wind 180 Grad gedreht hat. Es ist alles gut und sicher vertäut, aber Schlaf stellt sich nicht wirklich ein. Es sind Naturgewalten im Gange, die lärmende Sprache des Sturms, die uns unmissverständlich klar macht, dass das nicht unser Element ist. Selbst im Hafen knallen dicke Wellen an den Rumpf. Und immer die Frage, warum sich dem aussetzen, wenn man doch einfach gern mal ein festes Bett unter dem Hintern hätte. Was sollen diese nun schon lange andauernden Extreme uns sagen. Jetzt stimmen die Temperaturen, morgens 22, tags 27 Grad, wir könnten uns wohl fühlen, haben aber gar keine Lust zu segeln. Ich habe mich in meine Koje verkrochen, Luke zu, um mal für einen Augenblick das Pfeifen der Wanten bei 30 Knoten nicht hören zu müssen. Eigentlich könnte ich das filmen für Euch, aber was bringt es? Vorstellen kann man sich das eh nur in der bisher erlebten Länge an Bord, nicht aber zu Hause in sicheren Wänden. Ich versuche ehrlich in mich zu horchen, was ich wirklich will. Es gab wunderbare Tage, wie ja hier im Blog zu lesen und zu sehen. Das ist schwer zu toppen, ich weiß es. Ich hab die Nase voll vom Warten im Sturm und schlaflosen Nächten. Aber noch gibt es das Ziel, LIZA nach Kanada zu bringen. Oder mache ich mir etwas vor, weil ich den Augenblick z.Zt nicht genießen kann, der Weg nicht das Ziel ist. Was ist, wenn uns die Karibik nicht gefällt, zu voll, zu touristisch? Egal, dann weiß ich, dass das Leben am Meer im Haus in Kanada genau das Richtige ist. Ich lasse mich ein auf das , was noch kommt, kann nicht einfach schlechte Erfahrungen skippen. Ich muss sie machen, um meinen Weg zu finden. Das hier ist jedenfalls mehr, als nur eine Bewährungsprobe im Sturm, es ist die tägliche Konfrontation mit den Ur-Elementen, und mit der Frage, was glücklich macht und wo und wie ich leben will. Immerhin habe ich die Freiheit, mir diese Frage stellen zu dürfen. Und die Option, dass ich letztlich nicht viel Äußeres brauche, bereit bin, mich zu reduzieren. Ich brauche Raum, Zeit und eine gewisse Wohlfühlzone für die Reise nach innen. Die stimmt zur Zeit nicht. Es kann sich bald ändern mit besserem Wetter, oder ich muss etwas ändern. Ich möchte Positives schreiben, ohne etwas vorzumachen. Schön sind die Gespräche mit der "Jugend", die jetzt auch gar nicht segeln will, sondern einfach erlebt, was gerade ist. Ich tue das die nächsten Tage auch, wohl wissend, dass ich eine Aufgabe habe und eine Entscheidung, auch dann weiter zu machen, wenn die Co-Skipperin eine vorübergehende Pause macht.

Donnerstag, 13. September 2012

Zeit zum Nachdenken

am rechten Knie ein bemerkenswerter Friedhof, siehe weiteres Bild unten
Das hat Corinna oben auf dem span. Kastell von ihrem Vatter gemacht...
Wir sind heilfroh, dass wir hier in der Marina www.marinadicaladelsole.it den seit ein paar Tagen vorhergesagten Sturm abgewartet haben. Es kachelt gerade mit 30 Knoten im Hafen.
Die Umgebung erschließt sich nicht auf den ersten Blick, es ist ein ganz anderer Eindruck verglichen mit dem sauberen Kroatien... Die gepflegte Marina steht in einem starken Kontrast zu der verwahrlosten Umgebung. Es ist interessant und widersprüchlich zugleich geplant, die größte Marina in der EU hier zu vollenden. Keine Ahnung, wer hier alles herkommen soll. Es wirkt ausgestorben, nur ein paar Fahrtensegeler harren hier aus. Die Marina-Angestellten sind sehr nett, überprüfen gerade die Moorings im Sturm. Uns ist es fast egal, wo wir gerade sind, hauptsache sicher. Und das ist hier gegeben mit riesigen Schutz-Molen, wie auf den Fotos zu sehen. Je mehr schöne Dinge man im Leben schon gesehen hat, umso schwieriger wird es, den Charme einer solchen Anlage zu erkennen. Naja, wir haben hier Zeit, unsere Weiterreise zu organisieren.



Toller Ausblick... hier ruhen einige berühmte sizilianische Familien
sehr gepflegt die Marina - und gut bewacht

Dienstag, 11. September 2012

Licata

Wir sitzen in Licata mit ein paar "alten bekannten" Fahrtenseglern das kommende schlechte Wetter ab. Vor dem Wochenende ist weitersegeln oder auch motoren nicht möglich bei bis zu 7 Bft. direkt auf die Nase, also von vorne. Wir lernen gerade wieder, Krisen als Chance zu erkennen, mal herunter zu kommen ohne Planung, wohin und wie schnell und tags oder nachts wir heute oder morgen wieder aufbrechen müssen.  Wir sind jetzt einfach hier, entdecken die schräge, ur-sizilianische Stadt und die Umgebung mit dem "Tal der Tempel" (griechische Ausgrabungen bei Agrigent). Eigentlich hatten wir uns die Aus-zeit ja mit ZEIT vorgestellt, und die nehmen wir uns jetzt. Möglicherweise kommen wir nicht mehr im November über den Atlantik, aber auch diesbezüglich befreien wir uns gerade vom Zeitdruck. Das Wetter ist statt über Sardinien, Balearen weiter südlich via Tunis und Marokko etwas besser, aber die 500 SM an Algerien vorbei sind aus polit. Gründen nach einigen Recherchen keine gute Wahl. Man darf das Boot nur in Polizeibegleitung verlassen, braucht ein Visum, Reparaturen unmöglich usw usw. Da können wir genau so lange auf ein paar brauchbare Wetterfenster für die nördl. Route warten. Das Entschleunigen ist mir bisher nicht wirklich gelungen, da permanente Flexibilität und schnelle Entscheidungen, slippende Anker, Gewitter, Nachtfahrten, lauter Unwettersituationen ein In-mich-gehen kaum erlaubten. Heute ist unsere Tochter Corinna mit Florian für vielleicht den Rest des Monats an Bord gekommen, nachdem sie gerade vor 3 Tagen erst aus Kanada zurück geflogen ist. Es gibt viel zu erzählen. Und mal leben statt immer reisen tut auch gut auf dem Schiff. Bei wenig Wind ist es ja auf dem Kat ja auch unterwegs ein Gefühl wie im Wohnzimmer, aber bei viel Welle oder Motoren will man ankommen, kann das Fahren selbst nicht wirklich genießen. Und das geht den anderen Seglern selbst auf 16m Schiffen nicht anders. Deshalb warten sie auch ab, insbesondere in einer Marina wie Licata, die alle Annehmlichkeiten und guten Wetterschutz bietet und eine der preisgünstigsten ist, weil ohne Aufschlag für Katamarane. Wenn LIZA überwintert, dann hier. Wir versuchen aber weiterhin, die Atlantiküberquerung 2012 zu realisieren und sind dankbar, dass wir so viel Zuspruch bekommen.

Samstag, 8. September 2012

Wir nähern uns RAGUSA - ein Winterlager?


Ich will Marzamemi nicht Unrecht antun und den ersten verschlafenen Eindruck heute nach der Abfahrt noch ergänzen. Gestern zum Wochenende verwandelte sich der Marktplatz in ein belebtes antikes Eckchen, dass auch uns zum Essen einlud. Sizilien ist ja bekannt für lukullische Genüsse, und so haben wir das Treiben genossen rund um die historische Tunfisch-Fabrik. Wieder bleibt die Erkenntnis, dass man einfach eine Weile irgendwo sein muss, um die unterschiedlichen Gesichter einer Gegend oder Stadt zu erkennen.
Die gestrandeten Schiffe, die einen so traurigen ersten Eindruck mit verantworten, waren übrigens Schiffe mit Flüchtlingen, die vom Wind auf Grund geschoben wurden. Die Gemeinde kann sich die Bergung wohl nicht leisten. Übrigens sieht man hier so gut wie keinen Deutschen mehr. Auch nur noch sehr wenige deutsche Segler. Das wird in Ragusa wahrscheinlich anders. Dort sind wohl viele Überrwinterer, besonders aus England. Der Gedanke, dass wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen bis zu den Kanaran, um mit dem Passatwind über den Atlantik zu kommen, nimmt immer mehr Raum ein. Es sind noch allein bis Gibraltar direkte Route 12 Tage nonstop, ohne Kreuzen gerechnet gegen die überwiegend nordwestlichen Winde. Also, mit etwas bangem Gefühl schauen wir uns dieses unter Insidern empfohlene Winterlager mal an.  

Donnerstag, 6. September 2012

Marzamemi - am Ende der Welt

Obwohl heute die in die gleiche Richtung segelnden alten Hasen alle im Hafen Siracusa geblieben sind, haben wir unseren ganzen Mut zusammen genommen und sind aufgebrochen nach Marzamemi. Der angekündigte Westwind versprach einen guten Halbwindkurs. Nur die 1,90m vorhergesagte Welle war nicht so toll, aber von der Seite gehts....  Ja, und was dann tatsächlich eintrat, war ein Südostwind, also wieder gegenan kreuzen, dafür aber nur eine max. 1m hohe Welle. Nach ein paar Stunden drehte der Wind dann auf West, und wurde wieder ein 6 Bft, in Böen deutlich mehr, weiss nicht wie viel. Es war böiges, aber gutes Segeln mit 9-10 Knoten trotz Reff, aber auch wieder Angst im Nacken, wie das Anlegen wird. Ankern geht wie gesagt hier nicht, und die Marinas sind ganz und gar nicht mit dem Service in Kroatien zu vergleichen. Das Anlegen hat aber gut geklappt, wir sind wirklich inzwischen perfekt eingespielt aufeinander. Die Umgebung ist ein gottverlassenes Dorf. Viel Müll und karge, staubtrockene Flächen in flimmerndem, gleißendem Licht, nicht zu Ende gebaute Häuser, ein paar gestrandete, nicht geborgene Schiffe im und am Hafen. Dass Sizilien auch zur EU gehört... Was uns immer wieder sehr positiv auffällt ist die Freundlichkeit der Menschen. Sie helfen nach ihren Möglichkeiten wo es geht.
Die wenig ansprechende Umgebung verführt nicht gerade zu Erkundungen des Dorfes. Dafür zum Nachdenken. Ja, ich habe mir Sizilien insgesamt anders vorgestellt, lieblicher, den Süden zumindest ohne die gewaltigen Berge der Nordküste. In Kroatien hatte ich über die beispiellose Geschäftstüchtigkeit gelästert und das insgesamt sehr sehr hohe Preisniveau. Hier komme ich manchmal ins Grübeln oder muss wirklich sagen, dass ich unser deutsches Ländle mittlerweile mit ganz anderen Augen sehe. Nicht nur im Vergleich, denn hier gibt es die liebenswerten Menschen, sondern was die Germanen so aufgebaut haben - auf Kosten der Leichtigkeit und Lebensfreude. Man kann "den Deutschen" auch auf den Schiffen eindeutig erkennen, ohne Landesflagge. Egal, ich bin auch so einer, nur brauner, werde daher gelegentlich für einen Südländer gehalten. Im Kopf bin ich aber deutsch, und darauf manchmal stolz, manchmal nicht, weil ich zu viel denke, statt zu leben. Ich kann es auch nicht ändern, will es auch nicht bewerten, ob es gut oder schlecht ist, nachdenklich zu sein. Während der Segelei ist der Verstand absolut ausgeschaltet, da bin ich ganz bei der Sache, eins mit dem Schiff. Nach dem Anlegen fällt dann eine solche Müdigkeit über mich her, und der Kopf fängt wieder an zu fragen, ob mich das jetzt glücklich gemacht hat, warum ich das tue, was mir gefällt und was nicht. Manchmal bin ich so voller Eindrücke, dass ich gar nichts Neues mehr sehen will. Dann verstehe ich die vielen alten Salzbuckel, die halt auch mal 10 Tage an einem Ort bleiben. Ich überlege, ob ich das auch noch mal im Mittelmeer "von Vorne" beginne, also ohne den Zeitdruck, weil wir zu spät dieses Jahr losgekommen sind. Ich wollte halt unbedingt 2012 los, auch wenn das ganze Frühjahr mit Wichtigerem gefüllt war. Aber darüber denke ich erst mal weiter nach, bevor ich darüber schreibe. Wieviel hat mein Glück überhaupt mit der Außenwelt zu tun? Ist es am Ende egal, ob ich segle oder nicht? Gibt es eine Balance zwischen außen sehen und innen sehen?  Naja, zumindest bin ich vom Wetter abhängig. Das Leben auf dem Schiff ist sehr materiell und wenig meditativ, weil lauter als ihr denkt. Und immer ist irgendetwas zu tun, den ganzen Tag. Aber es bleibt eine faszinierende Idee, autak zu leben. Unsere Wasser- und Strombilanz funktioniert hervorragend. Immerhin !! 



Mittwoch, 5. September 2012

Abwarten in Siracusa

Skipper mit Gummibaum am bekannten Aquarium

Das Kastell von Siracusa. Links in der Bucht haben wir die 1. Nacht geankert, als das Donnerwetter losging

Der Domplatz, rechts der Dom, der einfach um die griechischen Säulen herum gebaut wurde

Ankunft in Siracusa

Da war nicht mehr viel zu sehen in dem Regen und Sturm



Nach dem Gewitter, zum Glück bei uns keine Totalschäden der Elektronik

Der arabische Einfluss ist überall sichtbar

Das sieht nicht gut aus, was sich da schon wieder zusammenbraut am Liegeplatz

aber im Hafen fühlt man sich doch etwas sicherer... und schön ist der Anblick der Altstadt
Langsam verstehen wir die Situation, in der wir uns gerade befinden. Es ist nicht allein der Frust, dass wir keine Buchten mehr haben, in denen wir ankern und vom Schiff aus baden können, denn die gibt es auf der so exponierten Insel Sizilien kaum welche, sondern nur ziemlich gewöhnungsbedürftige Fischerhäfen und 3 einfache Marinas, sondern es ist wirklich die momentane Wetterlage. Ein paar erfahrene Weltumsegler warten auch seit Tagen auf stabileres Wetter und so kommt man ins Gespräch. Was sich hier abspielt, ist selbst für alte Hasen seit 15 Jahren auf dem Schiff lebend, nicht normal. Der Sommer ist vorbei und der Wechsel zum Herbst vollzieht sich ziemlich abrupt. Wir hatten ein Gewitter mit "Thunderstorm", das nicht nur in den Restaurants die Tische und Stühle weggefegt und der Regen die Gulliedeckel aus den Löchern hob, sondern auch drei Schiffe erwischte, bei einem dtsch. die gesamte Elektronik Totalschaden. Ich will damit nur sagen, dass auch andere zu kämpfen haben. Angeblich wurde von den Herrschern in vergangenen Zeiten jeder Kapitän sofort geköpft, der in dieser Region im September unterwegs erwischt wurde und in dieser Jahreszeit das Schiff seiner Hoheit riskierte. Ok, das ist nicht gerade aufmunternd. Was wir hier erleben macht uns demütig und vorsichtig. Ein sehr nettes Ehepaar aus Seattle, seit Jahren unterwegs in "THE MED", versicherte uns, dass sie nirgendwo so unkomfortable Wellen und unberechenbaren Wind erlebten, wie immer hier zwischen Sommer und Herbstsaison. Sie unterbrechen jetzt wie auch manch anderer hier die Segelei, legen das Schiff nach Ragusa, ein preiswerter Tipp unter Seglern zum Überwintern. Aber es gibt auch Segler, die weitermachen, wenn sich in ca. 4-5 Tagen das ganze beruhigt hat und der Mist über Korsika sich nicht weiter zum Tropen-Cyklone ausdehnt, was aber wohl nicht der Fall ist. Es soll tatsächlich ruhiger werden, und darauf warten wir nun auch, selbst wenn dann nur noch Motoren und kein Wind zu erwarten ist. Da müssen wir durch und wir haben beschlossen, die Zähne zusammen zu beißen und auch mal einpaar Tage Marina zu bezahlen. Und wir machen uns so gut es geht keinen Termin-Druck mehr. Es geht einfach nicht und es kann nicht sein, dass wir immer noch seit 2 Monaten unterwegs das Gefühl haben, keine Zeit zu haben. Wir genießen das JETZT, schauen uns die faszinierende Stadt Syrakus an, die in ihren Ursprüngen auf ein paar hundert Jahre vor Christi Geburt zurück geht zu den alten Griechen. Vieles ist auch griechisch ausgeschildert, Straßennamen etc. Es gibt einen alten Apollo Tempel und der Dom ist sozusagen um griechische Säulen herum gebaut worden. Sie stehen noch als heidnische Zeugnisse und man kann den ganzen Wandel gut sehen. Wir waren zwei mal auf dem täglichen Markt, der so richtig süditalienisch temperamentvoll, so wie herzlich, fröhlich Appetit macht. Einfach zwei Scheiben Tunfisch in die Pfanne, so etwas habe ich noch nie gegessen. Also wir machen nicht nur das Beste draus, sondern genießen das Treiben hier in den Gassen, die jede eine Filmkulisse sein könnte. Es braucht immer ein paar Tage, anzukommen, und dann, wenn man gerade Wurzeln schlägt, muss man den richtigen Zeitpunkt erwischen, wieder aufzubrechen. Wir empfinden die Abhängigkeit vom Wetter als extrem und es ist schwer, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn jeder Segler hier seine Tipps und Quellen hat. Aber wir stoßen uns jetzt die Greenhorns ab und entweder schaffen wir die Bewährung, oder nicht. Vielleicht auch mit Hilfe von Crew-Erweiterung (danke Thomas für Dein Angebot!) Nur müssen wir aufpassen, dass uns dadurch nicht neuer Termindruck (Flüge etc.) entsteht. Heute morgen hatten wir fest beschlossen aufzubrechen, ein kleines Wetterfenster zu nutzen mit 3-5 Bft. Wind auf nur 30 SM bis Marzamemi an der Südspitze, hatten den Wecker auf 6 Uhr gestellt, es war windstill. Und gerade beim Leinen lösen kam er wieder der Sound heulender Wanten. Wir sind doch geblieben - und alle anderen auch, egal ob Millionen-Yachten oder kleine 30-Fuss Schiffchen.  

Montag, 3. September 2012

Syrakus

Wir liegen heute, 3.9. sicher im Hafen. Die letzte Nacht waren wir draußen in der südl. Bucht von Syrakus - und (ich schreibe emotionsloser, ohne zu bewerten) es war wieder eine Nacht mit Ankeralarm, aufstehen, Licht an, Schiffe hinter uns rissen schon los vom Anker. Das kann man mit der Wärmebild-Kamera wunderbar sehen und auf dem Radar zusätzlich, ob sich die Distanzen verändern. Es ist seltsam, wenn ein Schiff im Dunkeln mit slippendem Anker auf einen zu treibt, oder man selbst nicht ganz genau weiss, ob das eigene Schiff noch im Sturm hin und hertreibt oder auch schon los ist.  Wir sind ein eingespieltes Team, waren nicht mehr so aufgeregt, Maschine auf Standby, aber unser Anker hielt die wahnsinnigen Böen aus, die das Gewitter mit sich brachte. Ein heftiger Regen beruhigte den Wind, und wir schliefen heute lange aus. Weil schlechtes Wetter die nächsten Tage vorhergesagt ist und wir keine Lust mehr auf Stress haben, sind wir nun in den bewachten Hafen gefahren und können uns in aller Ruhe die interessante Stadt anschauen, bei Wind und angenehmen 24 Grad.

Sonntag, 2. September 2012

Versöhnung

Heute nacht hörte der Sturm schlagartig innerhalb von 2 Minuten auf und es war mucksmäuschen still. Wir haben doch noch ein paar Stunden gut geschlafen. Heute morgen präsentierte sich uns dann der Ätna (Etna) von seiner schönsten Seite. Für einen Moment stand der Mond noch darüber und als die Sonne aufging, war der Berg für kurze Zeit so klar wie auf dem Bild zu sehen. Nur der Vulkan dampfte noch. Dieser Anblick ist selten, wenige Minuten später war wieder alles in Wolken verhüllt.
Da es nicht viele Marinas im Osten und Süden Siziliens gibt, haben wir uns um 8 Uhr aufgemacht und steuern auf Siracusa zu. Das Wetter soll (diesmal einheimische Fischer und Marineros befragt) ruhig bleiben. Wir werden sehen... Erst Montag rollt die nächste Front heran. Wir waren überhaupt nicht an Land, hatten keine Schlüssel für Sanitär abgeholt, sondern im Schiff geduscht, und Strom und Wasser brauchen wir sowieso nicht. Heute morgen waren wir nur noch bei der Rezeption zum Tanken, haben gefragt, was wir schuldig sind (Der Diesel ist verdammt teuer in Italien mit 1,80- 1,85), ca 30 Ltr. 58 Euro. Ja, da habe ich nicht drauf bestanden, den Liegeplatz noch zu bezahlen. Ich hatte den Eindruck, dass die beiden Marineros, die uns gestern beim Anlegen lotsten, einfach so beeindruckt waren, dass wir das alles zu Zweit meistern, dass sie den Rest vergessen haben. Oder weil wir nichts gebraucht und keine Bootspapiere abgegeben hatten. Ist auch egal. Wir freuen uns - und  noch verfolgt uns kein Carabinieri-Schnellboot.
Der Ätna, der größte und einer der letzten aktiven Vulkane Europas, 3300m hoch - in seiner ganzen Schönheit

Der Blick von unserem Schiff auf den Ätna

Zwar war ich nicht hier drin beten, aber es geht auch ohne die unzähligen Kirchen, die heute (So morgen) uns aus dem Schlaf bimmelten, damit wir den Ätna nicht verpassen...