Freitag, 4. Mai 2012

Kanada wir kommen

... warum ich so viel über Technik, Technik etc...  schreibe in letzter Zeit, werde ich gefragt, wo es doch "bald los geht". Wie es uns denn geht..?  Ich gebe zu, dass ich mich ein wenig verstecke, denn es ist leichter, Technik zu testen, als Persönliches zu schreiben. Da es nun gemeinsam noch mal für eine Woche nach Kroatien geht, um dem Unterwasserschiff einen schönen Kupferanstrich (Coppercoat) zu verpassen, werde ich kaum zum Schreiben kommen. Denn es geht Schlag auf Schlag.
Wir haben die VISAS für die Einwanderung nach Kanada bekommen. Das bedeutet, dass wir nicht ins Ungewisse aufbrechen, sondern sozusagen "nach Hause" segeln. Wir werden nicht als Touries auf der anderen Seite des Atlantiks ankommen, sondern als Kanadier. Das klingt verrückt. Ist es auch. Es bedeutet, dass wir vorher zum Monatsende für eine Woche nach Kanada fliegen, einreisen. Und davor noch Hochzeit feiern auf der Green Duck in Wissmar und Abitur von unserer Jüngsten. Die Welt dreht sich gerade etwas schneller....  Ich komme kaum noch mit, und deshalb nicht zum Schreiben. Dabei gibt es Einiges, das mich sehr bewegt. Z.B. die Tatsache, dass ich mit zwei Gesichtern meine Vergangenheit betrachte. Ich bin dankbar, dass jetzt alles so kommt, wenngleich zu früh - wie immer, wenn etwas wahr wird, das man lange geträumt hat. Ich bin froh, dass es nun los geht, wo die ganze Kulturwelt in Deutschland den Bach runter geht - die Welt, für die ich bislang gelebt und hart gearbeitet hatte. Ein Orchester nach dem anderen stirbt ab, heute steht in der Zeitung hier.....  dass selbst die großen Häuser Bonn, Köln, Düsseldorf, Duisburg, alles was Rang und Namen hat - mit dem Rücken zur Wand stehen. Und mein Orchester kämpft ums Überleben. Ich könnte mit dem Gefühl nicht mehr leben, dass Kultur in NRW nicht mehr gewünscht ist. Jedenfalls klassische Musik, Oper und Theater. Ich bin tief traurig darüber, dass z.B. eine Petition der Remscheider Orchesterfreunde nötig ist, um den Politikern zu zeigen, dass es doch eine Gegenbewegung gibt. Tragt euch hier ..... ein, wenn ihr mithelfen wollt. Und doch ist es ein Gefühl von Ohnmacht gegenüber dem politischen Willen der Staatsmacht, das ich nicht mehr aushalte, mich deshalb auf den Weg mache. Ich bin gespannt, was in das Vakuum hinein strömt, das entsteht, wenn Kultur auf der Strecke bleibt. Den Blick nach vorne gerichtet schaffe ich es, mich davon nicht herunter ziehen zu lassen. Ich bin sehr sehr dankbar, dass es für uns einen Silberstreif am Horizont gibt, den wir mit vielen Menschen teilen können. LICHT und Sonne statt dunkler Orchestergräben und verstaubter Requisiten. Nein, wir sind nicht einfach weg. Wir werden zwischen den Welten leben und nie kann ich meine Herkunft vergessen oder verleugnen. Und die Musik, für die ich gelebt hatte, nehme ich mit im Herzen, wie manches andere auch. Es sind Abschiede, insbesondere von Menschen, worüber ich (noch nicht) schreiben kann. Wir haben auch beschlossen, keine Leinen - Los - Party zu veranstalten. Wer uns sehen will, kann uns an Bord erleben, unsere Freude, unsere leuchtenden Augen. Das ist besser, als jetzt die Ringe unter den Augen bei einem letzten Blick nach hinten. Also auf zu neuen Ufern. Keine Angst.

Glück gehabt

Ich bin unendlich dankbar, dass wir ein iSatPro für die große Fahrt bekommen haben, ohne es selber bezahlen zu müssen. Wir sind mit Ausrüstungskosten jetzt am Limit und sehr sehr dankbar, dass wir  nur noch die Prepaid Einheiten (500 Minuten = 350 Euro) kaufen müssen. Der Datendownload funktioniert prima. Auch hat es damit funktioniert, kleine Datenmengen vom Bonito oder Wetterwelt Server herunter zu laden. (50 KB ca. 8 Min. incl. Aufbau der Verbindung zum Satelliten, also 5,60 Euro). Der Verbindungsaufbau dauert länger als bei Iridium (und ist mit zu bezahlen), ist dann aber stabiler als beim Iridium. Ferner funktioniert der Email-Versand direkt vom Telefon reibungslos, ebenso SMS auf Mobilfunk (Zumindest EPLUS und Telekom ausprobiert) . Das iSatPro kann direkt Positionsmeldungen auf das Inmarsat von Ludger und Christel senden, damit wir uns wiederfinden, wenn eine windige Nacht uns mal auseinander getrieben haben sollte. Auch das Telefonieren im selben Netz miteinander ist erheblich preiswerter. Details dazu findet ihr in diesem Vergleich.....
Ob es wahr ist, dass bei Sturm und starkem Seegang die Verbindung zum geostationären Inmarsat-Satelliten nicht mehr so stabil sein soll, wie zu den tiefer fliegenden, erdumkreisenden Iridium Satelliten, wird ein Test demnächst in der PALSTEK erläutern. Wir haben glücklicherweise mit Schräglage auf dem Kat nicht so viel zu tun, wie auf Einrumpf-Schiffen. Trotzdem hat Inmarsat das Wackeln der Antenne nicht so gerne. Da würde dann nur eine ext. Antenne helfen, die aber teurer ist, als das iSatPro Telefon selber.
Eine Lösung müssen wir auch noch finden für die Tatsache, dass Inmarsat auf US Hoheitsgebiet nicht funktioniert. Diese Sperrzone reicht leider ziemlich weit bis zu unserem Ziel Kanada herüber, wie man auf der Karte unten sehen kann. Für dieses Gebiet werden wir dann noch einen Postpaid Kartenvertrag abschließen müssen, der demnächst auf 40 USD/Monat angehoben wird und ca. 1,28 USD pro Einheit, also ziemlich teuer verglichen mit Prepaid z.Zeit. Diese Info ist für alle interessant, die sich jetzt noch mit Prepaid Gesprächszeit für die Langfahrt eindecken wollen: auch diese Preise steigen ab 1. Juni, und die Gültigkeit der Einheiten wird nicht mehr erst nach 2 Jahren verfallen, sondern deutlich früher. Mehr hat Inmarsat allerdings noch nicht angekündigt, ausser die Erhöhung um ca. 30%. Achtung jedoch, die Prepaid-Einheiten sind nicht von jedem Anbieter in jedem Telefon verwendbar oder aufladbar. Es hängt vom Provider ab, ob Otelsat oder SATCOM usw. Übrigens erhöht auch Inmarsat. Die Grundverträge ebenfalls auf 40 USD/Monat.
Puerto Rico und die Virgins Islands sind für Inmarsat ausgeschlossen, immerhin fast 200 SM nord wie süd und 100 Sm nord und westl. Ausdehnung