Montag, 22. Oktober 2012

Ausflug Tarifa - Ersatzteile sind da


Blick von oben auf die marokkanische Seite der Straße von Gibraltar. Da fahren wir hoffentlich endlich bald hindurch!!

Gestern stand zur Abwechslung und Ablenkung vom Warten auf die Ersatzteile ein Besuch des Städchens Tarifa auf dem Plan. Wir sind auf Empfehlung von Coni und Stefan mit dem Bus dorthin gefahren und haben uns wirklich sehr wohl dort gefühlt. Tarifa hat etwas von dem Charme der "weißen Städte", die es in den Bergen im Hinterland gibt, ist aber gleichzeitig ein Aussteiger-Mekka für Surfer und Kiter. Wir konnten vom Hafen aus die Straße von Gibraltar sehen, also das Mittelmeer, und auf der anderen Seite einen riesigen Sandstrand am Atlantik. Die Innenstadt hat an einigen Ecken arabischen Charme, Marokko ist nur einen Katzensprung entfernt. Um das alles in ein paar Stunden zu sehen, haben wir uns mal einen Motorroller gemietet. Das war billiger, als zwei Fahrräder und wir hatten Spaß zu zweit auf dem Ding.  Es war ein seltsames Gefühl, der Segelreise "vorzugreifen", und schon mal auf die "andere Seite" den Atlantik zu schauen, oder auch mal Barfuss zu begreifen.
Der Atlantik bei Tarifa. Übrigens sind die Farben nicht manipuliert !!
Ich werde versuchen, im Internetkaffee noch mehr Bilder hochzuladen, diese aber schon mal vorab via USB-Stick.



Eric (links) aus Südafrika beim Aufschneiden der Wantenspanner
Heute morgen war der erste Akt der Gang zum Marina-Büro, nachschauen, ob das Ersatzteil eingetroffen ist:  Und hier diie gute Nachricht: Der Mastrutscher ist da und wir sind fertig mit den Einbauarbeiten. Auch das Rigg steht nun strammer, alle Wantenspanner sind erneuert, nachdem die Gewinde der alten überhaupt nicht mehr drehbar waren bzw. zerstört wurden beim Versuch, sie zu drehen. Nun ist alles wieder justierbar und ich bin gespannt, ob nun weniger Bewegung und Knarzen im Mast ist. Bei der Gelegenheit hat Eric, ein sehr erfahrener Allrounder aus Südafrika, auch das Rigg gecheckt und alles für ok befunden. Das beruhigt - auch zu einem fairen Preis.
Falls ihr Hilfe braucht für Bootsreparturen, Rigging, Gelcoat, Motor etc, Eric Oosthuizen ist in La Linea, Alcaidesa Marina an Steg 7 auf dem Boot "Control C" zu finden und genießt hier einen guten Ruf mit seiner Firma GatewayNautica.
Nun, wir könnten vom Schiffszustand her nun los, aber wie immer, es gibt noch eine schlechte Nachricht: Es folgt ein weiteres Tief mit Zugrichtung direkt auf uns zu östlich dem jetzigen Tiefdruckgebiet. Das heisst, wir werden laut Vorhersage die nächsten Tage noch mit Schlechtwetter rechnen müssen und es macht keinen Sinn, nun vor lauter Freude, dass endlich Abreise technisch möglich ist, das Wetter zu ignorieren. Dazu riet uns auch der mehrfache Weltumsegler auf dem kanadischen Nachbarschiff, der ebenfalls auf die Kanaren möchte und von dort weiter nach Brasilien.
mit Herbert Stuermer auf seiner Nothern Magic
Die kanadische Flagge zieht mich ja immer ein wenig mehr an, als andere, ist auch nicht so oft zu sehen hier. Deshalb hab ich einfach mal aufs Deck geklopft, weil mir auch der Name Nothern Magic irgendwie bekannt vorkam. WIr hatten mehrmals Kontakt, wurden auf ein Glas Wein eingeladen und waren irgendwie beeindruckt von den vielen Geschichten, die dieses über 50 Jahre alte Schiff schon erlebt hat. Herbert ist vor ein paar Jahren direkt von Gibraltar nach Nova Scotia gesegelt. Ja und im Laufe der Gespräche stellt sich heraus, dass wir ein Buch von Herbert bzw. seiner Frau Diane Stürmer seit Jahren zu Hause haben und Monika & ich begeistert gelesen hatten: "Das Glück war jeden Tag an Bord. Eine Familie segelt um die Welt.   Mich hatte dieses Buch sehr bewegt, Diane hatte Krebs und ist bald nach der Rückkehr der fünfköpfigen Familie daran gestorben. Die Intensität der Erlebnisse geht unter die Haut. Und nun begegne ich Herbert allein weiter um die Welt segelnd abwechselnd mit Crew und wir plaudern bis in die Nacht hinein über Nova Scotia, seine deutschen Wurzeln und natürlich über die Segelerlebnisse. Ich kann nicht beschreiben, wie mich seine kanadische Gelassenheit anspricht, die Dinge so hinzunehmen, wie sie passieren und dabei immer noch neben einer großen inneren Ruhe einen Schalk im Nacken zu haben. Er wollte eigentlich heute auf die andere Seite der Gibraltar-Straße segeln, in die spanische Enklarve Ceuta, aber nun bleibt er doch noch und wir warten hier zusammen auf besseres Wetter. Es gibt noch viel zu erzählen, Herbert hat mir die ganzen Filme der Reise und das Buch auf englisch überspielt. Ich werde es noch mal lesen! Auf der website http://www.northernmagic.ca/ könnt ihr auch über das Projekt nachlesen, dass seine Frau noch mit ins Leben gerufen hat, afrikanischen Jugendlichen zu einer Ausbildung zu verhelfen. Herbert führt das in ihrem Sinne heute weiter. Er kennt so viel über die Karibik, aber eben auch Kanada, also auch den Osten. Seltsame Zufälle immer wieder. Auch dass die Reparatur uns letztlich davon abhielt, mit einigen anderen Seglern letzte Woche aufzubrechen war letztlich kein schlechtes Schicksal. Es war sehr rauh, der Wind drehte auf Süd und teilweise 50 Knoten. Es macht keinen Sinn, ein nur kurzes gutes Wetter zu nutzen, bevor es sich stabilisiert hat. Es nervt alle hier, zu warten, auch einige ARC - Teilnehmer. Aber so ist Segeln hat. Mir fällt es aber auch immer noch schwer, das anzunehmen, zumal Monika nun doch wahrscheinlich ihren Flug für den 30. nach Lanzarote canceln wird, denn es ist realistisch selbst um ein paar Tage Verzögerung wohl nicht für uns zu schaffen, dort segelnd anzukommen. Wir nehmen es mit möglichst viel Humor - und kommen zum Lesen und Schreiben.