Dienstag, 2. Oktober 2012

zu dritt weiter

Gerade sind wir losgefahren zur Südspitze von Mallorca, bzw. noch um die Ecke herum geplant nach Colònia Sant Jordi (Puerto de Campos).  Vielleicht kann ich Freya und Raphael noch eine der schönsten Buchten und Strände der Balearen zeigen , den Es Trenc. Nur Pinien und weisser Sand - die Karibik der Balearen. Der Wind sollte mitspielen, so dass wir dort evtl. ankern können. Mal schauen....
Bojan wird dort zusteigen im Hafen Do abend.

Tropfsteinhöhle

Die Tage in Porto Cristo tun mir gut. Wenn wir segeln, habe ich immer Verantwortung für Crew und Schiff, kann mich nicht wirklich zurück ziehen und etwas lesen oder schreiben, sondern ich bin mit den Sinnen draußen beim Schiff und Wetter. Da bleibt mir nur Nachdenken - und das tue ich eh schon viel. Irgendwann muss es aber auch raus, wenigstens aufgeschrieben werden. In einem kleinen beschaulichen Hafen kann ich schreiben und das Leben auf mich wirken lassen. Es kommt auch wieder ein normaler Rhythmus in den Tag. Alltag wie Wäsche waschen, kleine Reparaturen, "Büroarbeit", vielleicht mal skypen mit kostenlosem Hafennetz. Dann sehe ich meine Skype-Kontakte "online" und denke, ich könnte mal anrufen. Aber ihr habt ja irgendwie alle morgens nicht wirklich Zeit, wenn ich gerade Zeit habe, weil die Crew noch in den Kojen liegt. Ich bin mir schon darüber bewusst, dass es so ein anderes Leben ist, obwohl ich auch einiges um die Ohren habe. Aber es ist kaum nachvollziehbar. Ich habe zwischendurch manchmal so einen komischen Wunsch nach normalem "sinnvollen" Arbeitsalltag. Wie sähe der für mich aus? Spontan würde ich sagen, ein Bürojob mit geregelten Arbeitszeiten ist es sicher nicht mehr. Ich meine, welche Arbeit macht mich glücklich. Nicht das große Glück, das es ja eh nicht gibt, sondern im Kleinen. So wie der Bauer säht und sich freut wenn nach Wochen die Blättchen sprießen. Ich habe nur so vage Vorstellungen, dass es eine wunderbare Arbeit wäre, die Menschen ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubert. Egal wie, ob mit Musik, mit einem Gespräch. Segeln kann das auch, aber es zaubert leider auch Angst in die Gesichter, wenn es nicht das Bilderbuchsegeln ist. Dafür kann ich im Mittelmeer leider nicht garantieren. Ich muss Sicherheitseinweisungen machen, die erstmal den Ernst des Unternehmens verdeutlichen. Das ist keine Kaffee-Fahrt. So und nun muss ich wohl mal Frühstück machen. Es kommt Leben in den Salon und die Neuen wissen noch nicht, wie das Bordleben so organisiert ist.

Die Drachenhöhlen: Fotografieren verboten, daher schlechte Qualität "aus der Hüfte"
Nach dem Frühstück sind Thomas und ich zu seinem Abschied in den berühmten Coves Del Drach (Drachenhöhlen) gewesen mit einem der grössten unterirdischen Seen der Welt (177 meter lang und 30 Meter breit), wo täglich Konzerte mit klassischer Musik aufgeführt werden. Die Streichquartett-Musik war richtig berührend. Hunderte Menschen waren plötzlich still, als in der spärlich beleuchteten Höhle ein Boot in der Ecke auftauchte und Stücke von Caballero, Chopin, Offenbach erklangen. Die Menschen mal von ihrem Aktivismus, dem Lautsein für einen Moment erlösen ist etwas Schönes. Tja, ich bezieh das im Augenblick alles auf mich, wie es auf mich wirkt. Ist egoistisch, aber wenn man allein durch die Welt tingelt ist das halt so. Es tut mir weh, wenn da im Halbdunkel vor mir die Pärchen knutschen und sich gemeinsam von der Romantik ergreifen lassen. Kann ich es auch allein genießen? Und wenn nicht warum nicht? Gehören diese Fragen nicht in diesen Blog? Ich schreibe für mich, und es ist kein Reisebericht, Montag war ich da, Dienstag dort, denn ich habe keine Zeit, mir viel anzusehen. Es ist für mich zunehmend eine Reise nach Drinnen, Auseinandersetzung mit mir, meinen Träumen, die in der Realität immer anders sind, als vor der Realisierung.