Unser Standort bis voraussichtlich 21. Juni |
Erschrocken vom Preis (über 1000 Euro) bot der sehr hilfsbereite Francesco (Betreiber von 3 Schwimmstegen) erst mal ein Tauchgang im Hafen an und erst nach einigem Telefonieren mit Yanmar bzw. seinen Serviceleuten stellte sich heraus, warum die Rückseite des Propellers sich ca 4 mm in die Zinkanode hineingedreht hatte. Anders als bei Aussenborder-Propellern gibt es keinen Splint zur Sicherung der Schraube, die bei Grundberührung abscheren und so das Getriebe schützen, sondern dieser Propeller ist mit einer geklebten Kunststoffscheibe versehen, die bei Fremdberührung vom Propeller innen abreisst. Nach einer Weile wird dann der verbleibende Teil im Propeller so heiss beim Durchdrehen, dass der Propeller auf der Achse hin und her rutschen kann. Es muss also irgendetwas passiert sein mit dem Schiff, bevor wir in Barcelona am 8. Juni losgefahren sind. Ja, und nun warten wir auf einen Ersatzpropeller, der Anfang nächster Woche eintreffen wird. Da wir unter diesen Bedingungen stark eingeschränkt in der Manövrierbarkeit nicht planmässig nach Palermo weiterfahren wollten, ist Thomas heute mit dem Bus nach Palermo gefahren und unser nächstes Crewmitglied hat umgebucht.
Diese Erfahrung hat einmal mehr gezeigt, dass man Langfahrtsegeln kaum planen kann, viel Flexibilität auf allen Seiten verlangt wird, und dass ein Katamaran mit 2 Motoren erhebliche Sicherheitsvorteile hat. Nicht bestätigt hat sich die Hoffnung, man würde nicht seekrank wegen der stabilen Lage. In den ersten Tagen hatten wir wenig Wind und hohe Dünungswellen, so dass wir stundenlang, teils nächtelang motoren mussten. Und dabei ist nicht nur Thomas, Peter und mir See-erfahrenen schlecht oder zumindest "mulmig" im Magen geworden, sondern Jan hat zunehmend lange Stunden gelitten und die Fische gefüttert, so das wir ihn eher in seiner Entscheidung unterstützt haben, uns auf Sardinien zu verlassen. Mir tat es sehr leid, weil ich ihn sehr gern dabei hatte, auch ohne dass er uns seglerisch oder bei Nachtwachen entlasten konnte, aber wegen der guten Laune und harmonisierenden Wirkung, seiner tollen Fotos und nicht zuletzt wegen der guten Gespräche mit ihm. Der Törn hat wichtige Erkenntnisse gebracht und er hat es nicht bereut.
Auch das ist für mich neu beim Langfahrtsegeln, dass immer wieder Abschied von schönen Häfen und Inseln, aber besonders von vertraut gewordenen Menschen dabei ist, die eine Leere zurück lassen, wenn sie wieder von Bord gehen. Man hat sich auf engem Raum tagelang und nächtelang in ungewöhnlichen Situationen erlebt, hat Kompromisse miteinander gefunden, jeden mit seinen Individuellen Fähigkeiten schätzen gelernt, und dann gehen sie wieder in ihr Alltagsleben, tun "wichtige Dinge", Arbeiten, Aufträge etc., all das, worüber sich Menschen nicht unerheblich definieren und Selbstvertrauen daraus ziehen. Dann frag ich mich unweigerlich, was ich gerade tue, ob es nicht wichtiger wäre, bei meiner Familie zu sein, wo gerade allerhand Umbrüche passieren, jeder seinen Weg sucht, Gespräche stattfinden, an denen ich jetzt nicht teilhaben kann, weil ich auf einen dämlichen Propeller warte, um dann das Schiff weiter zu überführen. Und ist das letztlich eine wichtige Aufgabe? Was ist wichtig im Leben? Ich stelle mich auf einen neuen Lebensabschnitt ein, und alle Erfahrung, die ich auf tausenden von Seemeilen z.Zt. sammle, machen mich sicherer für unsere Pläne nächstes Jahr. Doch, das ist wichtig.
Hi Robert,
AntwortenLöschenstimmt genau, schön und gut geschrieben, JO