Freitag, 1. März 2013

Es reicht

Es wird höchste Zeit , dass wir wieder ins Wasser kommen. Leider ist das, was wir befürchtet hatten, eingetreten: Die "Spezialisten" hier sind sehr unzuverlässig, nicht alle, aber z.B. die offizielle Volvo-Vertretung. Die Arbeitshaltung/Qualität ist sehr karibisch, aber die Preise eher europäisch (65€/Std.) Immer wieder bleibt alles liegen (inklusive teurer Werkzeuge) und niemand kümmert sich drum. Gestern musste ich mich daher bei Volvo beschweren, die ja immerhin auf die Arbeit eine Garantie geben wollen, habe einen "claim" eingereicht, mit der Folge, dass der bisherige Mann hier abgezogen wurde und dann niemand mehr kam. Mal schauen, was heute passiert. Die Motoren sind immerhin wieder zusammen gesetzt, beide Getriebe wurden in der Werkstatt überholt, auch die Scheibe der Schaltautomatik, die Volvo/Yanmar wegen einiger Probleme immer wieder modifiziert hat. Viele Probleme traten durch das zu flüssige Volvo-Synthetiköl auf, dass laut Werksangaben mittlerweile nicht mehr verwendet werden soll, sondern normales Motorölaber. Nun müssen die überholten Saildrives/Getriebe wieder an den Motorblock angesetzt werden. Ich glaube nicht, dass es vor Anfang nächster Woche fertig wird. Ja, wie sagt der Rastaman, der ein paar Schleifarbeiten für 10 Euro Stundenlohn macht (Coppercoat wieder anschleifen etc.): Hey Man, that`s Caribbean. Er kommt aus Afrika, hat sich auch in 6 Jahren nicht an die Mentalität hier gewöhnt, zumal die Franzosen immer noch eine Mittagspause von 12-14 Uhr machen, wo nichts mehr auf dem Platz gearbeitet wird, und um 17 Uhr ist Feierabend. Ich kann das teilweise ja nachvollziehen, arbeite selber permanenet nass geschwitzt und sehne mich nach kühleren Regionen. Wir haben uns mal der Blackwater Tanks (Abwassersammeltanks) angenommen, die nicht zu gebrauchen waren, weil das Absaugventil für den "Schit" nicht mehr zu öffnen war. Der Aludeckel war festgefressen und lies sich mit allen Tricks nicht mehr öffnen. Also blieb nur, die Rückwand in der Toilette abschrauben und neuen (Kunststoff-)Tankdeckelverschluss anzubringen. Auf den Virgin Islands ist es unter hoher Strafe verboten, die Abwässer im Küstenbereich ins Meer zu leiten. Glücklicherweise gibt es Ersatzteile hier in der Nähe mit dem Fahrrad erreichbare.
Ja, wie soll ich es erklären, wie wir uns gerade fühlen: stellt euch vor, dass ihr Euer Auto eine Woche in der Werkstatt habt und darin schlafen müsst (auf dem 32 Grad heissen Hof), weil sonst daraus geklaut wird. Wenn man die Tür aufmacht, wird man von Mücken aufgefressen, insbesondere Morgens, wenn die Temparturen zum Arbieten günstiger sind. Lange Kleider sind zu heiss. Während ich hier schreibe, haben mich zwei dieser Mistviecher in die Fuss-Sohlen gestochen. Weiss gar nicht, wie die ihren Rüssel durch die Hornhaut gekriegt haben (bei permanentem Barfuss-oder FlipFlop Laufen sind die Füsse wie Schuhsolen).
Gestern abend brauchten wir unbedingt mal eine Pause und deshalb haben uns die Kanadier aus Nova Scotia auf ihr Schiff eingeladen. Sie kennen aus eigener Erfahrung zu gut, was es heisst, tagelang "on the hard" zu leben, also auf der Werft. Sie kennen das Gefühl, dass man hinter allem her sein muss, das Schiff auch nicht allein lassen kann. Rick sagte so schön, we sailors are so vulnerable with our boats, also so verletzbar und abhängig von den Spezialfirmen. Sie haben auch schon Wochen auf dem Boot verbracht, ohne dass überhaupt jemand angefangen hat zu arbeiten. Sie haben es übrigens vor kurzem hier in die Lagune geholt, also in unsere Nähe, weil es draussen in der Buch anderthalb Meter hohe Wellen durch einen Nordwind verursacht gab, und die Einrumpfschiffe so herumrollten, dass sie gelegentlich fast auf der Seite lagen, wenn so eine Welle sie seitlich erwischte. Ja, dieser Schwell blieb uns an Land erspart..  Der Abend war so nett, die beiden hatten ihren 44. Hochzeitstag. Es tat so gut, mal wieder Wasser, Lüftchen ohne Mücken zu genießen und wir haben viel gelacht mit den beiden. Rick und Louise sind viel herumgekommen in der Welt. Beide Söhne sind auf Nova Scotia verheiratet und wir sind sicher, dass wir auch die besuchen und vor dem Haus dort in der Chester Bay ankern werden.  Mit Rick und Louise haben wir uns schon in 14 Tagen auf den Virgin Islands verabredet, wo sie in den letzten Jahren für viele Wochen oder Monate u.A. in der Bucht ankerten, wo wir Corinna an Bord nehmen wollen. Die kleinen BVI Inseln (z.B. Jost van Dyke sind für sie der schönste Teil der Karibik, zwar teuer als z.B. St. Martin, auch Lebensmittel, aber einfach aufgeräumter und nicht so schmuddelig, eben britisch bzw. amerikanisch. Wir können das jetzt wirklich mal gebrauchen. Und was das "teuer" betrifft, versuchen wir Kosten für z.B. haltbare Milch 3-4 Euro umgerechnet in den BVIs zu minimieren, indem Monika heute mit dem Spanier Roberto (der sich sehr korrekt um unser Ruderlager gekümmert hat) mit dem Auto in den holländischen Teil St. Marteen rüberfährt und dort in einem großen Supermarkt für die nächsten 2 Monate einkauft, wie wir es in Le Marin (Martinique) vor Wochen schon getan hatten und daher bislang ziemlich preiswert leben konnten. Vorräte sind allerdings jetzt aufgebraucht.
So, die Sonne beginnt schon wieder zu brennen, ich muss was tun. Werde berichten, wenn wir hier endlich vom Platz weg kommen.

P.S. gerade kommen zwei neue "ausgetauschte" Arbeiter von Volvo. Das lässt ja hoffen....   Sie wussten nur nichts von meinem Auftrag, auch gleich Öl-/Filter und Impeller mit zu tauschen. Naja, wenn sie das nicht mehr schaffen, mach ich es.
Die Backbordmaschine ist schon mit dem Saildrive verbunden. Also, es geht doch.

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