Dienstag, 30. April 2013

Schützt die Riffe

Nun sind wir doch wieder in einer wunderschönen Bucht "hängen geblieben". Wir müssten dringend einkaufen, aber da kann man doch nicht dran vorbei fahren. Einen ganzen Tag waren wir allein, konnten schnorcheln bis zum Abwinken. Monika hat gesagt, schon allein wegen dieser wunderschönen Riffe möchte Sie wieder in die Karibik kommen. Tja, und dann gegen Abend fielen die Charterchiffe ein. Ein Moorings- und Sunsail Schiff nach dem anderen. Und - es tut einem in der Seele weh: statt wie wir die Bucht immer nach großen Sandstellen absuchen oder tauchen, kümmern sie sich einen Dreck um die in jeder See-Karte eingetragenen Riffe, die man sogar von Bord aus bestens sehen kann. Der Anker wird mitten in die Korallen geworfen, als ob sie nicht schon genug unter der Klima- und Wassererwärmung und den zunehmenden tropischen Stürmen leiden. Anfangs schwimme ich noch rüber oder rufe, dass da ein Riff ist. Manche drehen ab, aber irgendwann kann und will ich mich nicht mehr darum kümmern.
Es sind auch nicht nur Chartercrews, aber sehr oft Franzosen. Ich sag dazu nichts mehr. Früher, als ich meine Tauchscheine gemacht habe, wurde von den Prüfern darüber gelästert, woran man eine französische Tauchgruppe im Riff erkennt. Es gibt wohl doch ein paar Grundwahrheiten. Ich bin so traurig über dieses Verhalten und will jetzt doch noch auf der nächsten Insel St. John sehen, wie die Amerikaner damit umgehen. Es soll schmerzhafte Strafen geben, wenn man dort in Riffen ankert, bzw. es ist sowieso fast überall verboten, weil es überall Anker-Bojen gibt. Das ist dann die Kehrseite, aber vielleicht tut es den Riffen gut. Der Mensch ist einfach dumm, ignorant. Ich kann davor die Augen einfach nicht zumachen. Man kann es den Seglern ja sogar sagen, manche machen es trotzdem. Es steht in allen Führern, die kostenlos ausgegeben werden. Ich habe noch Hoffnung, dass das Bewusstsein sich doch ändert, wenn oft genug darüber gesprochen wird. Menschen wachen auf, verbinden sich mit den letzten Schönheiten der Erde, werden Leuchttürme, die so hell leuchten, dass andere sie auch hinter geschlossenen Lidern nicht ignorieren können und beginnen sich an diesem Licht zu wärmen und zu erhellen. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Es klingt nur etwas zynisch, wenn ich sage, schaut euch die Riffe möglichst bald an, solange sie noch leben. Unseren Kindern wollen wir sie auf jedenfall noch allen dreien zeigen. Aber nicht nur ihnen, auch Euch am liebsten allen. Ich hätte nie gedacht, welche Energien frei werden, wenn man sich wirklich einem Traum verpflichtet und ihn lebt, sagte Janice, die für die Ruhe der Wale über den Atlantik ruderte und mächtig viel Medienrummel um die Wale machte. Sie will jetzt übrigens den Pazifik in aller Stille, in einem kleinen 7m Segelboot ersegeln, nicht mehr rudern und ohne Sponsoren. Es ist für jeden ein Ausbalancieren. Wie finde ich das, was ich suche, mit wem und wo. Wir haben es temporär gefunden und sind dankbar, dass es unseren background gibt, ein Zuhause. Ohne den hätten wir es nicht geschafft.

So, zum Abschluss für heute ein Bild von der Haulover Bucht, alle Charterschiffe sind schon wieder weg, wir haben die Stille wieder für uns. 

Haulover Bay, 360 Grad Rundumsicht. Rechts der Mitte das Dunkle sind Riffe, links davon Sand. bitte anklicken

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