Donnerstag, 11. September 2014

Die Segel Saison neigt sich dem Ende zu

LIZA am Steg in Marble Mountain, Bras d`Or Lake. Die Bäume beginnen sich zu färben

Evans Ialand 
Vollmond bei Malagawatch
Die Tage werden kürzer, es liegt ein Hauch von Herbst in der Luft, die Beeren sind reif, wir streunen von Zeit zu Zeit durch tundraähnliche Landschaft auf der Südseite von Isle Madame und pflücken Blaubeeren, aktuell auch Cranberries. 
Dieser Elch schwamm direkt vor dem Schiff durch den See und staunte genauso wie wir, dass da noch jemand ist.


Auf den Sandbänken stehen die Kanada-Gänse bereit zum Abflug. Wahrscheinlich warten sie noch das Tiefdruckgebiet morgen ab, und dann ziehen sie gen Süden. Es packt mich eine seltsame Sehnsucht, mit ihnen zu ziehen. Wieder steht die Frage im Raum, wo wir LIZA den Winter sich selbst überlassen. Es gibt eigentlich keine Alternativen. Ich mag überhaupt noch nicht dran denken, wir haben noch Freunde an Bord, aber die Werft macht Druck. Wir müssen bald kranen, damit wir den Fischerbooten nicht im Weg stehen, die schon im April zur Lobstersaison wieder ins Wasser kommen. In der Marina St. Peters werden schon die Stege aus dem Wasser geholt. Es ist kaum noch ein Segler auf den Gewässern zu sehen. Die Schleuse zum Atlantik hat ab 16. Sept. nur noch von Do bis Montag geöffnet, Die Nordwestwinde werden immer häufiger und verdrängen die sonst vorherrschenden Südwestwinde. Mit den Northwesterlies ziehen die wenigen Schiffe wieder nach Süden. Nur wir bleiben hier. Es war eine anstrengende Saison mit vielen Menschen. Wir wären froh, wenn das Haus uns jetzt Geborgenheit und Heimat geben könnte, aber es steht nicht vor Mitte Oktober zur Verfügung. Und dann fliegen wir schon bald. Es ist noch zu früh, ein Fazit zu ziehen. Ich verdränge es, wir haben noch Aufgaben, Törns.
Wir freuen uns auch schon wieder auf unsere deutsche Heimat, die Kinder, Eltern, Freunde. Unser Herz schlägt für die Wurzeln, aber eben auch für diese kanadische Landschaft. Viele können es nachvollziehen, andere empfinden es nicht so intensiv, haben keine Sinne für die simple, hintergründige Schönheit, die Basics, können sich nicht darauf einlassen, dass nicht nur die Sonne scheint, sondern alles ein zweites Gesicht hat, das sich nicht offensichtlich zeigt, sondern gefunden werden will.  Wir sind anders als viele andere hier und anders als jene, die hier nur Urlaub machen. Ich komme mir gelegentlich etwas einsam vor, obwohl ich weiß, dass ich es nicht bin. Ich kann damit leben zwischen den Stühlen, nirgendwo fest hinzugehören. Da wo ich gerade bin, ist mein zu Hause. 


Umso schöner, wenn man das mit Freunden teilen kann, mal zum Fischer fahren und ein ungewöhnliches Mahl abends auf LIZA genießen, wie hier köstliche Krabbenbeine von King Crabs. Das Knacken der Schale spritzt ziemlich, deshalb ist alles mit Folie und Tüchern abgedeckt ;-)


Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen