Donnerstag, 7. März 2013

Morgenstille

Es tut so gut, die Seele mal wieder baumeln zu lassen, zuzuschauen, wie der sanfte Morgenwind die unfrisierten, zerzausten Wölkchen lange um sich dreht wie ein Knäul Kirmes-Zuckerwatte auf den Stab, bis sie wohlgeformt zum Horizont entlassen werden. Während dessen ziehen die Pelikane ihre Kreise darunter und die Schildkröten verschnaufen links und rechts vom Schiff, bevor sie wieder in die Tiefe tauchen. Solche
Momente tiefer Zufriedenheit sind selten im Leben, ich möchte nirgendwo anders sein gerade, auch wenn ich immer noch nicht weiß, ob das GLÜCK ist. Manchmal möchte ich das Wort aus meinem Vokabular streichen, weil es einen so hohen Anspruch hat. Es wäre zu einfach zu behaupten, wenn die liebsten Angehörigen und Anvertrauten gesund und munter sind, bin ich auch glücklich. Es muss noch etwas geben, was davon unabhängig ist, wenngleich ich zugebe, dass ich sehr froh bin, wenn hier nach stundenlangem Laden Lebenszeichen im Posteingang sind.
Wir alle wollen glücklich sein, jeder an seinem Ort gerade. Kann es überhaupt so viel Glück geben? Etwas vollbracht haben, was die eigene Grenze überschritten hat, über uns hinausgewachsen sein, also eine Tätigkeit, macht glücklich, nicht ein Zustand oder eine Umgebung, auch wenn noch so schön. Es macht mich glücklich, dass LIZA wieder schwimmt, wir die Kraft gefunden haben, alles wieder hinzubekommen, um
jetzt mit Proviant wie geplant für unsere Tochter mit Freund auf den Virgins zu sein. Trotz Regen, bedrohlicher Wolken und Wellen den einen Tag und Nacht guten Wind mitgenommen haben, um hier herüberzukommen. Wir fühlten uns noch so müde in St. Martin, gerade erst wieder im Wasser, das ist ein Glücksgefühl. Und Zeit haben, diese Zeilen zu schreiben. Wenn es Gott gibt, dann macht er sich vielleicht gerade keine Sorgen z.B. um seinen Papst, sondern schaut einfach mal zu, wie dieser wunderbare Morgen auf seine Menschen wirkt, ob es sich lohnt oder ob wir das eh nicht mehr wahrnehmen können. Wenn jetzt nicht, heute nicht den Tag genießen, wann dann, worauf warten wir noch? Worauf wartet ihr zu Hause, auf den Frühlung, aufs Wochenende? Am Samstag schon rollt hier ungewöhnlich hoher Nordnordost-Schwell von den Tiefs auf dem Atlantik an, der sich nächste Woche auf ungwöhnliche 4,50 m steigern soll. Dann liegen wir nicht mehr so friedlich hier im Riff und genießen das Meeresrauschen, sondern werden an die geschützte Tortola Südküste segeln, wo wir Corinna und Flo in der Fat Hogs Bay aufnehmen (die hoffentlich schon gut in Puerto Rico angekommen sind) und vielleicht auch unsere kanadischen Segelfreunde aus Nova Scotia von der Gran Crue (hier der blog http://rickandgregonthehard.blogspot.com )
wiedertreffen, die allerdings noch weiter warten auf ein Wetterfenster warten und offenbar auf St. Martin erst noch mal zwei Buchten mit gerade neuer Crew an Bord weiter in die Grand Case Bucht "umziehen".
Die Bucht (Gun Creek und Bitter End) heute morgen bei Sonnenaufgang

Blick mit 300mm Teleobjektiv vom Schiff nach Norden auf das Colquhoun Reef, das uns die Wellen glättet...

so dass wir hinter dem Riff recht ruhig liegen. Am Nord-Horzizont die Wellen (8 mm Weitwinkel-Objektiv)

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen