Donnerstag, 18. April 2013

Virgin Gorda: Eustatia Sound - mehr Einsamkeit brauchen wir nicht

Gestern haben wir uns in das Korallengebiet um den Eustatia Sound gewagt, weil wir hier fast allein sind. Da sind nicht mal mehr im Flachwasser Katamarane zu sehen. Dabei muss man einfach sehr vorsichtig und bei guter Sicht (Mittagssonne) durch die Corallenbänke hindurch navigieren. Das ist bei wenigen Metern Wasser unter dem Kiel nicht ganz so einfach, wie es auf der Luftaufnahme zu sein scheint, aber es geht, und wir wurden belohnt mit einem kilometer langen Sandstrand nur für uns allein.(siehe 180°Panoramabild von Prickly Pear bis Eustatia Island). Es war zudem wohltuend, dass nachmittags dann einige Wolken die Sonne verdeckten und die Augen sich mal fast erholen konnten, von dem vielen oft gleißenden Licht. Die Stimmung von dem "grauen" Bild machte mir zwar erst mal etwas zu schaffen, weil es mich an so viele Nordsee- oder Hollandeindrücke erinnerte, aber ich habe dann dank Monika die Pastelltöne im Grau entdeckt, das zarte Olivgrün und Kupferrot (hier gab es Kupferabbau), auf das meine Augen ansonsten nicht so anspringen. Heute Nacht fegte dann ein Squall nach dem anderen über uns hinweg, das Schiff ist wieder "entsalzt", die Scheiben klar, aber wir hatten die Nacht trotz der Riffe = Wellenbrecher um uns herum ziemlich Rock `n Roll, es war fast so wie unter Segeln, aber der Anker hielt im Sandgrund ausgezeichnet. Ja, man kann wieder nicht alles haben: Einsamkeit, Wind (zum Abkühlen) und eine windstille Bucht ohne Wellen, und bitte ohne Mücken. 23-25 Knoten am Ankerplatz sind ein bisschen viel zum ruhigen Schlafen, aber gut zum Gewöhnen an den bevorstehenden Hochseetörn. Trotzdem schauen wir mal, ob wir noch eine etwas weniger offene Bucht finden. So langsam kennen wir die BVIs wie unsere Hosentaschen (ähm, welche Hosen ?), und das nahende Ende drückt ein wenig auf die Stimmung. Es ist nicht mehr steigerbar... Was nun kommt, ist komplett anders. Gestern hat Rick sein Schiff für uns "entflaggt", uns seine Flaggen von Kanada und Nova Scotia mit auf den Weg dorthin gegeben. Wir haben nun beide unter der Backbordsaling und fühlen uns damit schon kanadischer.
Ich beschäftige mich seit Tagen mit dem Phänomen Golfstrom, den wir auf dem Weg nach Kanada durchqueren müssen. Er hat eine Strömung von bis zu 10 km/h, ist sehr warm, und dahinter gibt es einen Wassertemperatur-Sturz von fast 15 Grad. Wenn an dieser Stelle noch eine Kaltfront von USA eintrifft, wird es ungemütlich. Naja, wenn es interessiert, kann ich dazu mal einen extra Blog schreiben. Wichtig ist, dass der Golfstrom sich sehr stark verändert. Er ist nicht mit Gribfiles erkennbar. Wir müssen via Satelliten-Download Sea Surface Temperature Karten laden, auf denen er sichtbar ist.
Soviel zum Thema "im Jetzt leben". Die Gedanken sind doch immer mit Planung und Zukunft beschäftigt. Beim Segeln fast mehr als in vielen anderen Bereichen. An diese Unruhe, auch das permanente "Bewegtsein" wie heute nacht wieder, werde ich mich hoffentlich erinnern, wenn es mir irgendwann an Land mal wieder zu eintönig wird....
So, nun schnorchle ich noch etwas im Prickly Pear Riff und gegen Mittag suchen wir mal eine ruhigere Bucht.
stark vergroesserbar



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